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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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7.6 Stände jenseits der Berufe Erklärungen für die ausführlich referierten Probleme der Umsetzung der berufsständischen Ordnung und Belege für die Einsicht, dass sich in der modernen Gesellschaft auf die Berufe keine Einheit gründen ließ450, findet man auf der theoretischen Ebene schon früh, sehr schlüssige sogar, ja es verwundert geradezu, dass den im Folgenden referierten Positionen bei der Konzept entwicklung so wenig Rechnung getragen wurde. Paul Schrecker hob die in der Regel nicht gegebene Entsprechung wirt- schaftlicher und politischer Interessen hervor: Diese Komplexe, beides vor- rangige Kriterien der Gliederung der Bevölkerung, seien „eben nicht un- mittelbar auseinander abzuleiten, so dass der gleichen wirtschaftlichen die gleiche politische Überzeugung entspräche“.451 Johannes Messner gab zu be- denken, „dass der Einzelmensch im Berufsstande nicht einfach aufgeht, son- dern dass er auch staatsunmittelbar ist“.452 Auch machten es die Vielschich- tigkeit der modernen Wirtschaft und die Vernetzung aller Glieder schwer, den Anteil einzelner zu bestimmen.453 Sich auf eine bestimmte Zahl an Be- rufsständen festzulegen, fiel ihm schwer; eine kulturell fortgeschrittene Ge- sellschaft mit hoher Arbeitsteilung brauche eine differenzierte Gliederung, weil ihr „Lebens- und Kulturbedarf“ groß sei.454 Er versuchte seinen Lesern auch den Gedanken zu vermitteln, dass Landwirtschaftsrecht nicht nur die Landwirtschaft betreffe, Gewerberecht nicht nur die Gewerbetreibenden etc.455 Überhaupt könne berufsständische Ordnung nicht auf die Wirtschaft beschränkt werden, sondern umfasse die Gesellschaft als Ganzes.456 Ein weiterer Aspekt, den er ansprach, ist der statische Charakter der be- rufsständischen Ordnung: In Wirklichkeit sei die Möglichkeit der Veränderung bei den Berufen größer als in Gemeinschaften wie Familie und Staat; es müsse „vermieden werden, den Übergang in andere Lebenskreise so zu erschweren, dass die Auslese der Begabungen, die für die Gesellschaft und ihre Kultur von größter Bedeutung ist, nicht mehr gewährleistet wäre“.457 August Zell gab zu bedenken, dass manche Personen mehrere Berufe ausüben, so dass die Gren- zen der Stände niemals „haarscharf“ zu ziehen seien.458 1935 war im Minister- 450 breuer, Anatomie, 102. 451 schrecKer, Für ein Ständehaus, 7. 452 messner, Ordnung, 75 f. 453 diamant, Katholiken, 178. 454 PytliK, Berufsständische Ordnung, 78. 455 Klose, Berufsständische Ordnung, 200. 456 hättich, Wirtschaftsordnung, 96–101; PytliK, Berufsständische Ordnung, 72. 457 messner, Ordnung, 18; vgl. PytliK, Berufsständische Ordnung, 77 und 157. 458 Zell, Ständische Staats-Gliederung, 13 f.; ähnlich CS 30. 9. 1934 (O. meister). 7. DIE BERUFSSTÄNDISCHE ORDNUNG480
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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