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höheren Positionen.778 1930 hatte Maresch einen größtenteils von weibli-
chen Autoren gestalteten Sammelband zu Thema Neue Jugend, ein Buch
der Lebensgestaltung für junge Mädchen herausgegeben, der die katholische
Familie gegenüber sozialistischen Modellen verteidigte. Außerhäusliche Ar-
beit der Frauen wurde gutgeheißen, allerdings nicht ohne auch der Schu-
lung zum „Hausfrauen- und Mutterberuf“ einen hohen Stellenwert einzu-
räumen.779 Gertrud Herzog-Hauser, eine Verfechterin der Gleichwertigkeit,
nicht Gleichartigkeit der Geschlechter780, verfasste für das NR eine sehr zu-
stimmende Rezension.781
Maria Maresch war trotz aller Bekenntnisse zur Berufstätigkeit in der
Tat auch die Anwältin jener, die sich für die Hausfrauenarbeit entschieden;
dieser Tätigkeit bescheinigte sie hohen volkswirtschaftlichen Wert.782 Sie
versuchte ihn sogar sehr großzügig in Geld auszudrücken, hob aber auch ide-
elle Faktoren hervor, etwa die Rolle der Frau als Erzieherin der Kinder und
als Vorstand eines geordneten Haushaltes. Daraus leitete sie die Forderung
nach Berücksichtigung der Frauen im ständischen Aufbau ab.783
6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus
Patriotismus als Personalismus und das Problem der Nation
1925 erklärte Ignaz Seipel auf einer Veranstaltung des Reichsbundes christ-
licher Frauen, es sei deren Aufgabe, den Patriotismus zu pflegen.784 Im ge-
gebenen Kontext ist das Thema deshalb von Belang, weil zwischen Heimat-
bewusstsein und Standesbewusstsein ein Nexus besteht. So etwa war die
Bezeichnung „Nation“ für einzelne Stände bereits im 18. Jahrhundert üb-
lich.785 Das Gemeinsame liegt in der Konstituierung einer in-group.786 Für
August Zell war es ein Gesetz der Natur, dass sich Stand und Heimat „durch
gleiche Ideen und Gefühle, Pflichten und Rechte“ definierten; er nannte
„Heimat-, Volks- und Ständegedanken“ in einem Atemzug.787 Leopold von
778 CS 23. 12. 1934 (M. maresch); vgl. JuffinGer, Politischer Katholizismus, 92.
779 Vgl. Gober, Schule, 181.
780 NR 15. 9. 1928 (G. herZoG-hauser).
781 NR 22. 2. 1930 (G. herZoG-hauser).
782 JuffinGer, Politischer Katholizismus, 94 f. und 101 f.
783 CS 15. 3. 1936 (M. maresch).
784 rennhofer, Ignaz Seipel, 439.
785 Zedler, Universallexicon 23, 902.
786 schreyer, Die „Nation“, 10.
787 Zell, Ständische Staats-Gliederung, 3.
6.7 HEIMATBEWUSSTSEIN VERSUS NATIONALISMUS 375
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Titel
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Untertitel
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Autor
- Erika Kustatscher
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Abmessungen
- 17.4 x 24.6 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580