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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Ständestaat, als organische Staaten klassifiziert werden müssten, aber von to- talitären Vorstellungen weit entfernt seien. In ihnen könne sich in einer freien Gesellschaft spontan ein sozialer Pluralismus entwickeln, der in kontrollierter Form institutionalisiert und in die politischen Prozesse integriert werde. Dies gehe allerdings auf Kosten der Beteiligung der Bürger im Unterschied zu den Eliten. Der organische Staat wende nicht viel Kraft auf, um die Bürger in eine bestimmte Richtung zu politisieren.242 Seine Theoretiker betonten, Menschen seien die natürlichen Mitglieder von Gruppen, die auf primären sozialen Bin- dungen beruhen (Arbeitsplatz, Universität, kirchliche Gemeinde etc.). Diese Gruppen stünden in Kontrast zu künstlich geschaffenen, wie es politische Par- teien sind. Es sei allerdings schwer, ein gemeinsames Interesse der primären Gruppen auszumachen, weil sie sich kaum für übergeordnete Themen gewin- nen ließen. Faktisch hätten die Eliten den größten Anteil an der Macht, die korporative Struktur sei höchstens ein Element.243 Wie immer die Einschätzungen lauteten, es bleibt die Tatsache, dass auch in Österreich in den dreißiger Jahren Repressionsmaßnahmen gesetzt wurden. Diese waren aber ungleich milder als im nationalsozialistischen Deutschland. Primäres Instrument war die Justiz, bis hin zur Wiederein- führung der Todesstrafe.244 Verwaltungsstrafverfahren wurden in der Re- gel rigoros durchgeführt, und gegen Misshandlungen Angeklagter von Sei- ten der Polizei wurde nicht eingeschritten.245 Es gab auch Anhaltelager für Verdächtige, mit den Konzentrationslagern in Deutschland kann man diese aber nicht vergleichen.246 7.6 Schul- und Volksbildung Bei allen Bekenntnissen zur Freiheit der Person wurde „staatsbürgerliche Erziehung“247 im Ständestaat als dringlich empfunden.248 Walter Adam be- gründete: Man liebe nur, was man kenne; die Verfassung sei „mehr als eine Betriebsordnung“. Und: „Ein staatspolitisch gut erzogenes Volk ist gegen 242 linZ, Regime, 145–151. 243 linZ, Regime, 187–191. 244 binder, Der „Christliche Ständestaat“, 211; neuGebauer, Repressionsapparat, 298–302; sonnleitner, Widerstand, 298; tálos, Herrschaftssystem (2013), 275–278. 245 tálos, Herrschaftssystem (2013), 230–237 und 273 f. 246 neuGebauer, Repressionsapparat, 312–314; rathKolb, Erste Republik, 504; tálos, Herr- schaftssystem (2013), 285–291 und 582 f. 247 Zur Problematik dieses Begriffs vgl. Kucher, Staatsbürgerliche Erziehung, 244. Zur Sache kritisch rathKolb, Erste Republik, 502 f. 248 hörburGer, Geschichte, 172 und 210; vgl. auch erben, Schule, 21–25. 7.6 SCHUL- UND VOLKSBILDUNG 511
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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