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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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gegen sozialistische Planwirtschaft und das dazu gehörende Menschenbild aus, nämlich die mit Zirkel und Lineal arbeitende „Ingenieurmentalität“.132 Da der Sozialismus den Staat immer zum Levia than mache, wies er auch den Gesellschaftsvertrag ab. Sein Menschenbild war dem der katholischen Sozi- allehre sehr nahe:133 Die Wirtschaft sei zwar Voraussetzung der Entfaltung des Menschen, man dürfe die Wirklichkeit aber nicht auf das Ökonomische verkürzen. Marktwirtschaft sei zwar eine notwendige, aber keine ausrei- chende Bedingung einer freien, glücklichen, geordneten und gerechten Gesell- schaft.134 Wirtschaft sei wichtig, dürfe den Menschen aber nicht beherrschen; in der Wirtschaftspolitik gehe es um viel mehr als um den Markt.135 Röpkes für die Ordnungspolitik maßgebliches Leitbild vom Menschen war das der von Grundsätzen der Sittlichkeit geleiteten, eigenverantwortlich handelnden, nicht durch übertriebene staatliche Vorsorge fremdbestimmten Person.136 Ei- genverantwortung und Solidarität seien keine Gegensätze; der Staat dürfe keine Umverteilungsinstitution mit aufgeblähter Bürokratie sein.137 Den ide- alen Unternehmer sah Röpke „als erste(n) Diener des Marktes“.138 In Hinblick auf sein eigenes System sprach er von „konservativem Liberalismus“ und legte Wert auf Abgrenzung vom historischen Liberalismus. Er berief sich auf einen „unvergänglichen Liberalismus“ und auf die christlich-abendländischen Werte einer „freien Persönlichkeitskultur“. Der Natur des Menschen entspre- che eine ausgewogene Mischung von Freiheit und Bindung.139 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie Bei vielen Österreichern hatten die Erlebnisse der Zeit nach 1918 lang an- haltende traumatische Wirkungen. Der im Herbst 1933 von Bundeskanzler Dollfuß als Staatssekretär (für Heerwesen) in sein Kabinett berufene 75-jäh- rige Alois Schönburg-Hartenstein übernahm das Amt mit der ausdrückli- chen Erklärung, dass er kein Republikaner sei.140 Dieser Adelige hatte im 132 habermann, Das Maß, 114–127; mooser, Liberalismus, 138. 133 habermann, Das Maß, 128; mooser, Liberalismus, 134; A. rauscher, Das Menschenbild, 201–203. 134 habermann, Das Maß, 56. 135 habermann, Das Maß, 89; mooser, Liberalismus, 136. 136 A. rauscher, Das Menschenbild, 198 f; schäfer, Perspektiven, 145. 137 schüller, Wirtschaftshumanismus, 161–166. 138 habermann, Das Maß, 69. 139 mooser, Liberalismus, 149. 140 holub, Fürst Alois Schönburg-Hartenstein, 129; waltersKirchen, Dollfuß, 185 und 213 f.; Kriechbaumer, Erzählungen, 583 f. 4.2 KRITIK AN DER PARLAMENTARISCHEN DEMOKRATIE 193
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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