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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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mahnte die Ergründung der materiellen Produktivität von Diskursen ein63, sondern auch die Cambridge School berücksichtigte bei der Textanalyse den außersprachlichen Kontext.64 Dass es gerade einer der besten Kenner der österreichischen Zeitgeschichte war, Ernst Hanisch nämlich, der die Be- fürchtung aussprach, durch die synchronen Zugangsweisen verliere die Ge- schichtswissenschaft ihre Wissenschaftlichkeit65, ist ein Grund, die Studie auch als methodisches Exerzierfeld zu deklarieren. 2.2 Literarische und autobiographische Texte Goethes berühmtes Wort, alle Dichtungen seien „nur Bruchstücke einer gro- ßen Konfession“, lebt in der Überzeugung weiter, dem fiktionalen Diskurs sei als Quelle für politische Befunde dieselbe Qualität zu bescheinigen wie dem historischen.66 Sehr ernst zu nehmen ist die Option, jeden Text in gewis- sem Sinne autobiographisch zu lesen.67 Hier wird eine extreme Variante des linguistic turn angesprochen, die zwischen Faktischem und Fiktivem keinen Unterschied mehr kennt und – mit Lucien Febvre – die Sprache als Stütze betrachtet, mit deren Hilfe die Menschen denken.68 Noch weiter gehen jene, die die Fiktion dem Tatsachenbericht hierar- chisch überordnen, als Mittel verstehen, Grundwahrheiten des Lebens dar- zustellen, eben Dichtung für Wahrheit halten.69 Goethes Autobiographie, auf die diese Begriffe rekurrieren, rät vom Anspruch, die Vergangenheit „mit detektivischem Ehrgeiz“ rekonstruieren zu wollen, ab, die Grundaus- sagen vorwegnehmend, die der amerikanische Historiker und Literaturwis- senschafter Hayden White in seinem 1986 ins Deutsche übersetzten Buch Auch Klio dichtet niederlegte.70 Die sowohl als autobiographische Schrift- stellerin als auch als Germanistin tätige Ruth Klüger hat die spezifischen Leistungen des Wissenschafters und des Dichters nicht anders beschrieben als einst Aristoteles: Jener handle vom Besonderen, dieser vom Allgemei- nen, dem letztendlich Bedeutenderen.71 Als prominenter Vertreter der ös- 63 martschuKat, Diskurse, 75. 64 raPhael, Diskurse, 171. 65 hanisch, Die lingustische Wende, 212 f.; martschuKat, Diskurse, 70. 66 andres, „Politik“, 341; hellmuth/von ehrenstein, Intellectual History, 149; noiriel, Die Wiederkehr, 366. 67 hincK, Selbstannäherungen, 7–9; waGner-eGelhaaf, Autobiographie, 8 f. 68 iGGers, Zur „Linguistischen Wende“, 559–561. 69 landwehr, Historische Diskursanalyse, 161; waGner-eGelhaaf, Autobiographie, 3. 70 hincK, Selbstannäherungen, 8. 71 KlüGer, Gelesene Wirklichkeit, 71. 2. ZUR METHODE52
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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