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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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benssituationen als wünschenswert.559 Nicht zuletzt konkretisiere sie sich als Diskretion; hierbei umschrieb er indirekt den Begriff „Kritik“ in seinem ursprünglichsten Sinn. Die Grundlage fand er in dem aus der antiken und christlichen Philosophie „mit ihrer feinen Denkmethode“ geläufigen Prin- zip Qui bene distinguit, bene docet: „Die Welt der Wahrheit ist die Welt der Nuancen. Wer schauen will, dem muss seine mit dem Diamanten der Dis- tinktion die Probleme zerteilende Hand vorgearbeitet haben.“ Aus dieser Überzeugung ergab sich für ihn: „Wie im Moralischen Hochmut, liegt im Intellektuellen Unnuanciertheit, Mangel an Unterscheidungskunst, jeder Häresie zugrunde.“560 Bei mehreren Mandataren kommen die Begriffe „Hingabe“ und „Demut“ nicht explizit vor, wohl aber das Bekenntnis zu wichtigen damit verbunde- nen Aspekten. Erich Braumüller-Tannbruck nannte als eines der markan- testen Kennzeichen des Österreichers „Selbstaufopferung“561; für Johannes Messner und Ulrich Ilg kam diese Haltung im Prinzip der Ehrenamtlich- keit zum Ausdruck.562 Clemens Holzmeister, der Architekt, bemühte sich bei seinen Bauten um „Einordnung und Einklang mit Stadtbild und Land- schaft“563; allen seinen Werken, erklärte er, sei „der Stempel des Dienens aufgedrückt“.564 Walter Adam forderte die Hintanstellung persönlicher Wün- sche in Notzeiten zugunsten des Dienstes an der Sache.565 Johann Staud setzte den Gedanken des Dienstes mit dem des Berufs gleich; jede Arbeit dürfe „nicht allein vom Erwerbsstandpunkt“, sondern müsse „vom Dienstge- danken an einer Gemeinschaft: Familie, Betrieb, Berufsstand und Volk auf- gefasst werden“.566 Philipp Bugelnig sah hier den eigentlichen Wesenskern der ständischen Ordnung.567 Dialogfähigkeit und Respekt Gemäß dem Wesen menschlicher Individualität als unverwechselbares, nicht ersetzbares Selbstsein erfordert das Bekenntnis zur Gemeinschaft die 559 v. andrian, Ständeordnung, 41. 560 v. andrian, Ständeordnung, 210. 561 braumüller-tannbrucK, Ostarrichi, 4. 562 Klose, Berufsständische Ordnung, 202; vgl. auch ilG, Uns alle, 42. 563 holZmeister, Architekt, 37. 564 holZmeister, Architekt, 271. 565 adam, Staatsprogramm, 147, 149. 566 staud, Berufsauffassung, 6. 567 buGelniG, Der Ständestaat, 53; vgl. auch orel, Ständeordnung, 14 f. 5. DER MENSCH IST PERSON268
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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