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der als Gymnasiast Mitglied der marianischen Kongregation war726, später
dann Leiter des Volksbundes der Katholiken Österreichs727, stand fest, „dass
es keine sittliche Ordnung von dauerndem Wert gibt, die nicht aus der Reli-
gion herauswächst“.728 Kirche und Staat als die beiden vollkommensten Stu-
fen der menschlichen Gesellschaft sollten einander achten und sich wech-
selseitig unterstützen.729 Rudolf Henz, ebenfalls Mitglied des Volksbundes
der Katholiken Österreichs730, dazu des Verbandes katholischer Schriftsteller
und Schriftstellerinnen Österreichs731, setzte sich schon als Gymnasiast mit
den Möglichkeiten einer katholischen Literatur auseinander732; zeit seines
Lebens trat er für eine tiefe Verankerung des Glaubens in allen Lebensbe-
reichen ein; eine Trennung von Staat und Kirche hielt er nicht für nötig.733
Friedrich Funder sah in der Kirche eine der wichtigsten Stützen des öster-
reichischen Staatsgedankens; die Begriffe „katholisch“ und „österreichisch“
gehörten für ihn zusammen.734 Seinen Dienstgeber aus Studententagen, Carl
Graf Chorinsky, der sich als Jurist u. a. mit wirtschaftlichen Fragen im Sinn
katholischer Soziallehre befasste735 und von August M. Knoll in der Riege
der geistigen Wegbereiter der berufsständischen Ordnung genannt wurde736,
schätzte er auch deshalb, weil er ihm die Vinzenzbruderschaft nahe gebracht
habe, wo christliche Nächstenliebe praktiziert wurde.737 In der Reichspost
trat er kulturkämpferischen Angriffen auf die katholische Schule und die
Ehe energisch entgegen.738
Julius Raab nannte die Katholiken „eine Elitetruppe in diesem Streit der
Weltanschauungen“739; im Glauben sah er die ethische Grundlage der Cha-
rakterbildung.740 Clemens Holzmeister, aus einem streng katholischen El-
ternhaus stammend, ab 1906 in Wien im geistigen Umfeld des Prinzen Aloys
726 braun, Der politische Lebensweg, 3.
727 weinZierl, Kirche, 472.
728 R. schmitZ, Die Bedeutung, 12.
729 R. schmitZ, Das christlichsoziale Programm, 55.
730 henZ, Fügung, 70.
731 fischer, Zur Geschichte, 149; S. amann, Kulturpolitische Aspekte, 90.
732 henZ, Fügung, 62.
733 henZ, Fügung, 252 f.
734 reiss, Dr. Friedrich Funder, 130.
735 Vgl. etwa seine Arbeit Der Wucher in Oesterreich, Wien 1877; zur Person vgl. dohle, 150
Jahre, 16 f.
736 Knoll, Das Ringen, 8.
737 reiss, Dr. Friedrich Funder, 24.
738 Pfarrhofer, Friedrich Funder, 23.
739 raab, Ansichten, 117.
740 raab, Ansichten, 144.
5.6 KULTIVIERUNG PERSONALER WERTE 285
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„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Title
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Subtitle
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Author
- Erika Kustatscher
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Size
- 17.4 x 24.6 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580