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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Liechtenstein741, später auch von Bischof Sigismund Waitz742 verkehrend, 1933 Präsident des Allgemeinen deutschen Katholikentags in Wien743, be- tonte die Zeitbezogenheit der Kirche als „lebendig wirkende geistige Macht“, die durch die Angriffe gegen sie nur wachse; sie biete Hilfe gegen „die geis- tige Verwirrung dieser Tage“, die von der „Stückhaftigkeit und Einseitigkeit der neuen Weltanschauungen“ gekennzeichnet seien.744 Seine tiefe Religiosi- tät bestimmte sein Schaffen745, in welchem er häufig das Gesamtkunstwerk des Barock vor Augen hatte.746 Für Guido Zernatto – dem Holzmeister übri- gens sehr nahestand747 – war diese Epoche geradezu bestimmend für das ös- terreichische Wesen; er setzte sie mit Ablehnung des Rationalen gleich und grenzte sie von der Aufklärung ab, die den „Glockenton des Glaubens und der Natürlichkeit“ nicht kenne.748 Religion und Glaube waren für ihn auch gesellschaftlich wichtige Faktoren, weil er darin die Gewähr für den Respekt vor den Rechten des Einzelnen sah, während eine religionslose Gesellschaft auf Dauer nicht anders als totalitär geführt werden könne.749 Zu den Mitgestaltern des Katholikentages gehörte allerdings auch Ed- mund Glaise von Horstenau, ein Mandatar, der an die prinzipielle Möglich- keit des Ausgleichs zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus glaub- te.750 Einen Schwerpunkt setzte der Ständestaat auf die religiös-sittliche Er- ziehung751, für die ebenfalls Richard Meister die theoretischen Grundlagen lieferte752 und die schon in den zwanziger Jahren Gegenstand der parlamen- tarischen Diskussion gewesen war.753 Karl Lugmayer hielt konfessionelle Bildungsarbeit für gleichermaßen wichtig wie weltanschaulich neutrale.754 Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi bemerkte hierzu geistreich: „Europas Erzieher war das Christentum, Europas Lehrer die Antike.“755 In diesem Zu- sammenhang ist es von Interesse, dass Unterrichtsminister Anton Rintelen 741 holZmeister, Architekt, 15. 742 Posch, Clemens Holzmeister, 71. 743 Posch, An der Wende, 61–63; Posch, Clemens Holzmeister, 196 und 202–204. 744 holZmeister, Kirche, 5 f. 745 Knofler, Clemens Holzmeister, 28 f. 746 becKer, Clemens Holzmeister, 81–83; hohenauer, Clemens Holzmeister, 214 747 Posch, Clemens Holzmeister, 269 f. 748 Zit. nach JarKa, Zur Literatur- und Theaterpolitik, 506. 749 Zernatto, Vom Wesen, 162. 750 Posch, Clemens Holzmeister, 205. 751 hoPfGartner, Schuschnigg, 61; schretter, Das ideologische Nahverhältnis, 41–45. 752 sorGo, Schulpolitik, 159–162. 753 Kucher, Staatsbürgerliche Erziehung, 247. 754 CS 3. 6. 1934 (K. luGmayer). 755 coudenhove-KalerGi, Held, 53. 5. DER MENSCH IST PERSON286
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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