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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Dinge, die eine Stellvertretung Gottes erfordern.782 Das NR empfahl seinen Lesern das Werk des italienischen Historikers Guglielmo Ferrero über den Untergang der Zivilisation des Altertums: Es weise Analogien zur Situation Europas nach dem Ersten Weltkrieg auf, wo der Sturz des Kaisertums in Ös- terreich, Deutschland und Russland das Gottesgnadentum zerstört habe; die Ausführungen Ferreros seien „eine vernichtende Widerlegung der revolutio- nären Schlagworte, die im Namen der Freiheit die rechtmäßigen Autoritäten zerstören.“783 Kurt Schuschnigg schöpfte aus diesem Werk Kraft, als er in Sachsenhausen von den Nationalsozialisten interniert war.784 Äußere Strukturen und vorrangige Anliegen Unmittelbar nach dem Tod Kaiser Karls, 1922, waren die Legitimisten eine noch eher kleine Gruppe.785 Als damals wichtigste Verbände sind die Kaiser- treue Volkspartei und der 1921 gegründete Reichsbund der Österreicher zu nennen786, Letzterer hervorgegangen aus einem Kreis um Johannes Prinz Liechtenstein.787 In seinen Reihen war auch der CV stark vertreten.788 Einer seiner Väter, Alfred Johannes Graf Rességuier de Miremont, bezeichnete die Gründung als Versuch, „auf ganz legale Weise die Kleinstaaterei und die Re- publik zum Sterben [zu] bringen“.789 Die Bemühungen des dahinter stehen- den Personenkreises, u. a. Josef Eberle, Friedrich Funder, Konstantin von Hohenlohe, Ernst Karl Winter, Hans Karl Zeßner-Spitzenberg, waren von der Überzeugung getragen, in Saint-Germain sei Österreich – trotz kulturel- ler und moralischer Überlegenheit – schweres Unrecht widerfahren. Zwar wisse man um die Schwächen, die das Land in den letzten Dezennien der Monarchie gezeigt habe, aber die Reichsidee lebe weiter. Ziel sei die „Wie- dervereinigung dessen, was gegen Natur und Recht voneinander getrennt worden ist“.790 782 v. hildebrand, Memoiren, 173 f. und 177 f; ebneth, Wochenschrift, 149; später, in den USA, gehörte Hildebrand einer monarchistisch gesinnten Emigrantenorganisation an, „because of conviction“, wie ihm von amerikanischer Seite bescheinigt wurde; ePPel, Österreicher 2, 254; vgl. ebd. 283 und 444. 783 NR 14. 10. 1922. 784 binder/H. schuschniGG, „Sofort vernichten“, 359. 785 brandl, Kaiser, 361. 786 lovreK, Die legitimistische Bewegung, 232–235; mosser, Legitimismus, 32 f. und 50; neuhäu- ser, Legitimismus, 28, 94 f., 129 und 133; stimmer, Eliten, 753; thaler, Legitimismus, 70. 787 F. waGner, Legitimismus, 32. 788 G. hartmann, Der CV, 82; G. waGner, Hochschülerschaft, 55. 789 Zit. nach G. stourZh, Erschütterung, 293. 790 NR 6. 2. 1921 (A. J. resséGuier de miremont); 1. 5. 1921. 5. DER MENSCH IST PERSON290
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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