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Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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schen Menschen schlechthin war847, bis zu seinem Ende in tiefem Glauben verharrend und diesen auch öffentlich bekundend:848 „Die persönliche Liebe zu Kaiser Karl und dessen Familie und die Erinnerung an die große öster- reichische Idee konnte mir auf rein menschlichem Gebiet niemand verweh- ren.“849 Die Art, wie dieser auf die Aufforderung zur Abdankung850 reagierte, brachte ihm Zeßner-Spitzenbergs vorbehaltlosen Respekt.851 Er nannte ihn den „Träger alter Rechte und Traditionen“, den man gedrängt habe, auf die Regierungsgeschäfte zu verzichten; die Verbannung aus Österreich habe er ebenso wenig verdient wie die Verleumdungen, denen er und seine Gemah- lin ausgesetzt gewesen seien.852 An Kaiserin Zita bewunderte der Freiherr die Weigerung, „von ihrem Rechtsstandpunkte und den Traditionen abzuge- hen, die auf ihrem Haus vor Gott und der Geschichte als schwere und erha- bene Pflichtenlast ruhen“. 853 Auch den 1912 geborenen ältesten Sohn dieses Paares, Otto, lobte er in höchsten Tönen.854 Was Zeßner-Spitzenberg an der kaiserlichen Familie faszinierte, war die „Standesgnade“855, das, was jeden Beruf zu einem „von Gottes Gnaden“ mache.856 Diesen im tiefsten Grunde theologisch verankerten Gedanken857 vermittelte auch der CS, dessen Lei- tung seit Anfang 1938 in Zeßner-Spitzenbergs Händen lag:858 Das Kaiser- paar übe die Autorität nicht aus, sondern repräsentiere sie.859 Ähnliche Denkmuster prägten Alois Schönburg-Hartenstein860, der im Frühjahr 1928 Kaiserin Zita in Lequeito (Baskenland) die Loyalität des österreichischen Adels bekundete. Mit dem Ausdruck des Bedauerns be- richtete er in diesem Zusammenhang von einem Empfang beim spanischen 847 Kritisch dagegen novotny, Der Monarch, 96–99. 848 H. K. Zeßner-sPitZenberG, Die kaiserliche Familie, 7; vgl. auch O. weiss, Rechtskatholizis- mus, 26 f.; wohnout, Hans Karl Zeßner-Spitzenberg, 7; zur insgesamt positiven Beurtei- lung des Herrschers vgl. suPPanZ, Österreichische Geschichtsbilder, 233 f. 849 K. P. Zeßner-sPitZenberG, Hans Karl, 41. 850 Die schillernden Formulierungen, mit denen er am 11. November 1918 auf seinen Anteil an den Regierungsgeschäften verzichtete, stammten teilweise von Ignaz Seipel; boyer, Wiener Konservativismus, 345; Seipel „war […] schwarzgelb bis in die Knochen“; K. v. KlemPerer, Ignaz Seipel, 93; vgl. auch ebd. 99. 851 H. K. Zeßner-sPitZenberG, Kaiser Karl (1953), 208. 852 CS 4. 4. 1937 (H. K. Zessner-sPitZenberG). 853 H. K. Zeßner-sPitZenberG, Die kaiserliche Familie, 17. 854 H. K. Zeßner-sPitZenberG, Die kaiserliche Familie, 12. 855 H. K. Zeßner-sPitZenberG, Kaiser Karl (1927), 136; H. K. Zeßner-sPitZenberG, Kaiser Karl (1953), 122. 856 H. K. Zeßner-sPitZenberG, Kaiser Karl (1953), 115. 857 LThK/III 9 (2000), 927 f. (J. weismayer). 858 waltersKirchen, Blaues Blut, 68–87; K. P. Zeßner-sPitZenberG, Hans Karl, 59. 859 ebneth, Wochenschrift, 170–172. 860 mosser, Legitimismus, 31; neuhäuser, Legitimismus, 146; waltersKirchen, Blaues Blut, 91 f. 5. DER MENSCH IST PERSON296
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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