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Diktator General Miguel Primo de Rivera in Madrid, dem er die politische
Situation Österreichs erklärt habe – doch ohne seinerseits über die Vorgänge
in Spanien informiert worden zu sein, wie er kritisch festhielt.861 1930 über-
nahm er den Vorsitz eines Komitees, das die Feier des 100. Geburtstags von
Kaiser Franz Josef vorbereitete. Im selben Jahr wurde die Großjährigkeit
Otto von Habsburgs gefeiert862; innerlich dem Kaiserhaus aus jahrhunder-
tealter Tradition seiner Vorfahren tief verbunden, hielt er eine Ansprache
im Namen der alten Armee.863 1933 versuchte er zusammen mit anderen
die Gründung einer legitimistischen Studentenorganisation (Österreichische
Front), die dann aber eine andere Richtung nahm.864 Am 24. Mai 1934 ge-
hörte er einem kleinen offiziellen Empfangskomitee für Erzherzog Eugen865
an, dem in diesem Jahr die Einreise nach Österreich wieder gestattet wor-
den war.866
Selbstredend setzte sich Schönburg-Hartenstein 1935 für die Revision des
Habsburgergesetzes ein (Kap. 3.1).867 Bei diesem Akt, welcher der legitimis-
tischen Bewegung neuen Auftrieb verlieh868, war Eduard von Baar-Baaren-
fels, Mitglied mehrerer legitimistischer Organisationen869, der zuständige
Berichterstatter im BT, eine Aufgabe, die ihm große Genugtuung bereite-
te.870
Walter Adam, nach einer Aufzeichnung Otto von Habsburgs von 1935
ebenfalls ein zuverlässiger Legitimist871, zitierte Ernst Rüdiger Starhemberg
mit habsburgerfreundlichen Äußerungen.872 1935/36 exponierte sich der Vi-
zekanzler verstärkt im Sinn des Legitimismus873 und pflegte Kontakte zu
Otto von Habsburg.874 Auch Ludwig Draxler875, ein Freund Starhembergs876,
861 holub, Fürst Alois Schönburg-Hartenstein, 122–125
862 Zu diesem für den Legitimismus wichtigen Ereignis vgl. mosser, Legitimismus, 50 f.
863 holub, Fürst Alois Schönburg-Hartenstein, 126 f.
864 neuhäuser, Legitimismus, 50 f.
865 In diesen setzten manche Legitimisten hinsichtlich Österreichs Zukunft größere Hoffnun-
gen als in Kaiser Karl; brandl, Kaiser, 306.
866 mosser, Legitimismus, 140.
867 holub, Fürst Alois Schönburg-Hartenstein, 102.
868 Kindermann, Der Feindcharakter, 85.
869 neuhäuser, Legitimismus, 98 und 112.
870 Anita KorP, Der Aufstieg, 97 f.
871 mosser, Legitimismus, 276.
872 adam, Staatsprogramm, 134.
873 mosser, Legitimismus, 93.
874 mosser, Legitimismus, 236.
875 Er war der langjährige Rechtsbeistand der Familie Habsburg-Lothringen in Österreich;
baier/demmerle, Otto von Habsburg, 279, 309 u. a.
876 mosser, Legitimismus, 147.
5.7 LEGITIMITÄT VERSUS LEGALITÄT 297
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„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Title
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Subtitle
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Author
- Erika Kustatscher
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Size
- 17.4 x 24.6 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580