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Aufgabe wie 1848. Sein Fazit war der katholischen Soziallehre verpflichtet,
die konzedierte, dass das individuelle Nutzungsrecht an den Erdengütern
eng mit den Persönlichkeitsrechten verbunden ist und ein Bewährungsfeld
für eigenverantwortliches, somit menschliches Handeln darstellt.516
Philipp Bugelnig sah im Eigentum ein Lehen, das zum jeweiligen Amt
gehöre und mit dem nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten verbunden sei-
en.517 Das Erdengut sei, so in Anlehnung an Thomas von Aquin518, dem Men-
schen gegeben, auf dass er zur Verwirklichung des Kulturzieles beitrage, wie
auch Anton Orel wusste.519 Ähnliche Gedanken äußerten Othmar Spann520
und seine Schüler, am deutlichsten Gertrud Spinnhirn.521
Mehrere Mandatare hatten die bäuerliche Welt vor Augen, wenn sie – im
Gleichklang mit den Ständetheoretikern522 – eine „mittelständische Wirt-
schaftspolitik“523 und die Bildung privaten Eigentums und Kapitals im Sinn
des Linzer Programms der christlichen Arbeiterbewegung forderten524, und
zwar nicht, wie sich Julius Raab ausdrückte, „durch ein Übermaß an Hilfe
an der Spitze der staatlichen Pyramide“, sondern „auf der breiten Basis der
großen Massen aller Staatsbürger“.525 Dies bedeutete, so Richard Schmitz,
zwar „nicht eine absolute Gleichheit der Teile“, aber die Ablehnung von „un-
geordnete(m) Egoismus.“526 Für seinen Bruder Hans gehörte Privateigentum
zu den natürlichen Freiheitsrechten des Menschen.527
Wenngleich wissend, dass „Österreich immer etwas Geistiges gewesen“
sei, teilten viele Lois Weinbergers Ansicht, „dass jedes Volk gut daran tut,
jedem einzelnen seiner Kinder auch ein handfestes Stück der Heimat in ge-
treue Obhut zu geben. Es hat sich noch immer erwiesen, dass in Wahrheit
doch der eher zur Verteidigung des Vaterlandes antritt, der mehr von ihm
hat“.528 Die MSchKP zitierte den Dichter Hans von Hammerstein-Equord,
516 struber, Österreichs Wiederaufbau, 76; vgl. A. rauscher, Die christliche Lehre, 513– 519.
517 buGelniG, Der Ständestaat, 79 f.
518 schäfers, Prophetische Kraft, 163 und 194.
519 orel, Ständeordnung, 26–30; vgl. beyer, Ständeideologien, 160; diamant, Katholiken, 223–
227; neGer, Verfassung, 31.
520 sPann, Der wahre Staat, 253.
521 sPinnhirn, Agrarpolitik, 24.
522 buGelniG, Der Ständestaat, 77; Knoll, Das Ringen, 6; H. schmitZ, Die berufsständische
Ordnung, 15; v. weichs, Der Weg, 31.
523 R. schmitZ, Das christlichsoziale Programm, 47; raab, Ansichten, 21; vgl. brucKmüller,
Sozialgeschichte, 226 und 336; senft, Im Vorfeld, 57; steiner, Wahre Demokratie?, 194.
524 diamant, Katholiken, 201.
525 raab, Ansichten, 32 f.
526 R. schmitZ, Der Weg, 16.
527 H. schmitZ, Die berufsständische Ordnung, 9.
528 weinberGer, Tatsachen, 33. 6.
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„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Title
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Subtitle
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Author
- Erika Kustatscher
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Size
- 17.4 x 24.6 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580