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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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dem zufolge Menschen, die ein kleines Stück Eigentum haben, nicht mehr zur Masse gehörten, sondern Ehe und Familie gründeten. Werde der Sozia- lismus seine Absicht, diese Strukturen aufzulösen, verwirklichen, so werde dies an der Seele des Menschen scheitern, „die nicht Masse, die persönlich ist und sein will“.529 Aus ähnlichen Gründen waren Guido Zernatto530 und August M. Knoll531 Verfechter des Privateigentums. Leopold Teufelsbauer wertete dieses als Zeichen nachhaltiger, erfolgreicher Arbeit, das überdies die Verbundenheit der Generationen fördere.532 Mit Richard Kerschagl plä- dierte einer der führenden, im Kreis seiner Fachkollegen sehr ernst genom- menen533 Wirtschaftswissenschafter Österreichs für einen Vorrang des Pri- vaten auf allen Gebieten der Wirtschaft vor staatlicher Interventionspolitik, allerdings in ausdrücklicher Distanzierung von der manchesterliberalen Doktrin.534 Die Begründung der hohen Wertschätzung des Privateigentums war in der Moraltheologie des 19. Jahrhunderts erfolgt.535 Franz Martin Schindler betrachtete auch den damit zusammenhängenden Gedanken der Vorsorge als hohen Wert. Selbst Reichtum, also das, was über die elementaren Be- dürfnisse hinausgehe, sei innerhalb bestimmter Grenzen statthaft, weil da- durch Tugenden wie Arbeitsamkeit und Sparsamkeit gefördert und Investi- tionen zum Wohl vieler ermöglicht würden.536 Friedrich von Weichs brachte in Zusammenhang mit dem vererbungsfä- higen Privateigentum den Familienlohn als gerechten Lohn zur Sprache.537 Anton Thir538 und Ulrich Ilg539 befürworteten einen nach Leistung abgestuf- ten Lohn. Ilgs Ansicht, der Einzelne dürfe nicht alles vom Staat erwarten540, entsprach dem Denken von Richard Schmitz.541 Die bäuerlichen Werte deckten sich in vielem mit jenen des „Mittelstandes“, jener Schicht, der die Wirtschafts- und Sozialpolitik des Ständestaates eine Art Vorrang einräumte.542 Sie verfehlte ihr Ziel allerdings weitgehend, denn 529 MSchKP 2, 577. 530 in der maur, Einleitung, 32. 531 Knoll, Ziel, 16. 532 CS 17. 6. 1934 (L. teufelsbauer). 533 StL 1935, 222 f. (W. andreae). 534 SZ 5. 8. 1934, 12. 8. 1934 (R. KerschaGl); 2. 2. 1936 (R. KerschaGl). 535 Kustatscher, Haus und Familie, 170–172. 536 schindler, Lehrbuch II, 362–365. 537 v. weichs, Der Weg, 39; vgl. auch SZ 19. 6. 1927 (O. v. nell-breuninG). 538 thir, Frauengestalten 2, 151. 539 ilG, Uns alle, 23 f. 540 ilG, Uns alle, 38. 541 R. schmitZ, Das christlichsoziale Programm, 8. 542 Ein Anliegen war die Erhaltung desselben etwa Leopold Kunschak; KunschaK, Werden, 17. 6.5 BAUERNTUM ALS IDEAL 353
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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