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Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Tagen sei dieser kleine Kreis ohne andere Menschen zusammengehalten worden; die Familie solle daher auch in dem für sie besonders wichtigen Au- genblick allein sein. Man müsse sein Herz nicht jedermann öffnen; schon das Kind solle lernen, dass das Elternhaus ein „Heiligtum für sich“ ist.632 Im Adel bezog sich dieser Gedanke auf die Großfamilie, eine klar defi- nierte Gruppe, die dem Einzelnen solidarisch zur Seite steht.633 Guido Zer- natto äußerte in einem Kommentar der Maiverfassung einen ähnlichen Ge- danken mit Blick auf die Freiheit der Person, wobei er die Formulierung von der Wohnung des Bundesbürgers als dessen „Freistatt“ lobte.634 In der Wohnbaupolitik der dreißiger Jahre galten Einfamilienhäuser, die der Fami- lie Zurückgezogenheit ermöglichten und sie vor fremden Einflüssen schütz- ten, als Ideal.635 Auch die katholische Soziallehre veranschlagte den von den Eltern auf die Kinder ausgeübten Einfluss hoch.636 Anton Thir berief sich auf das Bi- belwort „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“; es könne aber Aus- nahmen geben.637 Pius Fink ließ eine Romanfigur erklären: „Die beste Ver- brechensbekämpfung durch die Öffentlichkeit ist die geistige Sorge für die Familie.“638 Leopold Kunschak führte den Verlust von „Heim und Familie“ als Ursache für die Entwurzelung der Arbeiter an.639 Wolfgang Höfler be- schrieb die Familie als eine von wenigen personalen Institutionen, in denen sich noch ethische Werte vermitteln ließen.640 Otto Ender sprach im Dezember 1933 in seiner Weihnachtsbotschaft an die Vorarlberger vom „Lehr- und Erziehungsstand“: Zu diesem zählte er nicht nur professionelle Pädagogen, sondern auch die Eltern.641 Franz Rehrl642 und Hermann Peichl643 legten auf ausdrückliche Abgrenzung der Kompetenzen Wert: Die Familie, hoben sie in Anlehnung an QA644 und im Gleichklang mit dem LThK/I645 hervor, habe vor dem Staat bestanden; die- 632 thir, Frauengestalten 2, 79–83. 633 waltersKirchen, Adel, 47 f. 634 Zernatto, Die Wahrheit, 119; zu den einschränkenden Klauseln dieses Artikels vgl. Put- scheK, Ständische Verfassung, 22. 635 vallaZZa, ,,Wir bauen auf“, 289. 636 A. rauscher, Die soziale Natur, 26. 637 thir, Frauengestalten 1, 122. 638 finK, Berge, 37. 639 reichhold, Opposition, 64; vgl. diamant, Katholiken, 184. 640 höfler, Bleibende Stände, 35. 641 wohnout, Verfassungstheorie, 175. 642 CS 4. 2. 1934 (F. rehrl). 643 Peichl, Der Altar, 136; SZ 19. 2. 1933 (H. Peichl). 644 beyer, Ständeideologien, 134. 645 LThK/I 9 (1937), 745–748 (A. scharnaGl). 6.6 DIE FAMILIE 361
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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