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Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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positiver Faktoren. Richard Meister erwartete von der Schule, dass sie zwar nationale Gesinnung kultiviere, aber Überheblichkeit gegenüber fremdem Volkstum nicht aufkommen lasse.853 Georg Moth vermittelte dieses Denken breiteren Schichten.854 Für konservativ-liberale Denker bildete die Nation die Mitte zwischen Heimat und Welt; es sei aber, so Wilhelm Röpke, zu wün- schen, dass sie keines von beiden verdränge. Echter Patriotismus stehe in Gegensatz zu arrogantem Nationalismus.855 Schlüsseltexte: Ignaz Seipel, Guido Zernatto, Hans Karl Zeßner-Spitzenberg Mit besonderem Nachdruck sprach sich Ignaz Seipel gegen jeglichen Natio- nalismus aus und warnte vor Fremdenhass.856 In seinem 1916 erschienenen Buch Nation und Staat, dem Werk, das ihm sein teuerstes war857, wider- legte er die Ansicht, Nationalbewusstsein müsse zur Staatsbildung führen und ethnisch homogene Staaten wiesen eine höhere Legitimation oder auch nur Funktionalität auf als multinationale. Gemäß der katholischen Doktrin, die Wurzeln der Volksgemeinschaft lägen mehr im geistig-kulturellen als im biologischen Bereich858, übertrug er seine Sozialtheorie auf das Problem Mitteleuropas.859 Die Grenzen von Staat und Nation bräuchten sich nicht zu decken, vielmehr würden im politischen Einheitsstaat viele Kräfte der Na- tion versiegen.860 Die Nation definierte der Prälat als von der Staatszugehö- rigkeit unabhängige Kulturgemeinschaft, den Staat als eine über dieser ste- hende moralische Instanz gleich der augustinischen Civitas Dei.861 Er warnte auch vor dem Versuch, Nation und Wirtschaftseinheit gleichzusetzen.862 Vollständige ethnische Lösungen seien nicht wünschenswert, weil Organi- sation dem Wesen der Nation widerspreche.863 Alles in allem nahm Seipels 853 breZinKa, Pädagogik, 382. 854 moth, Neu-Österreich, 46; vgl. NR 30. 1. 1920 (F. W. foerster). 855 habermann, Das Maß, 23. 856 v. hildebrand, Engelbert Dollfuß, 9 und 32; Kann, Nationalitätenproblem 2, 223; seefried, Reich, 41 f.; senft, Im Vorfeld, 85. 857 K. v. KlemPerer, Ignaz Seipel, 97. 858 hättich, Wirtschaftsordnung, 29. 859 breuer, Anatomie, 79. 860 Potočnik, Bewusstsein, 100 f.; vgl. KlotZ, Was wird, 85. 861 boyer, Wiener Konservativismus, 351; Kindermann, Konservatives Denken, 215; Kinder- mann, Österreich, 61; K. v. KlemPerer, Ignaz Seipel, 96; Kriechbaumer, Erzählungen, 170– 174; Potočnik, Bewusstsein, 160; reichhold, Kampf, 76 f. 862 KlotZ, Was wird, 33–36. 863 Kann, Nationalitätenproblem 2, 219. 6.7 HEIMATBEWUSSTSEIN VERSUS NATIONALISMUS 383
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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