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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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von Starhemberg setzte er sich sehr für das Juliabkommen von 1936 ein1023, aber explizit sprach er sich nicht für die Unabhängigkeit Österreichs aus.1024 Er stand jenem nationalen, antidemokratischen Parteiflügel der CSP nahe, innerhalb dessen besonders Karl Gottfried Hugelmann für die Ausgestal- tung des Verhältnisses zu Deutschland eintrat, allerdings mit der Forderung nach einem Selbstbestimmungsrecht.1025 Regelmäßig hielt Glaise von Hors- tenau Vorträge im Rahmen der Salzburger Hochschulwochen (z. B. über Altösterreichs Vergangenheit im Spiegel der deutschen Geschichte)1026, in de- nen er eine Gegeneinrichtung zu der u. a. von Hans Karl Zeßner-Spitzenberg und dem „böse[n] Emigrant[en] Hildebrand“ getragenen „patentösterreichi- schen Akademie der Legitimisten“1027 sah.1028 Obwohl Glaise 1933/34 als poli- tischer Berater Alois Schönburg-Hartensteins im Verteidigungsministerium an der Seite eines Legitimisten tätig war1029, lehnte er diese Bewegung als eine der wichtigsten Stützen der Unabhängigkeitspolitik Österreichs ab.1030 Das Wesen Hitlers erkannte er nicht in der vollen Tragweite.1031 Klare Worte für den Anschluss kamen vom evangelischen Oberkirchenrat Erich Stoekl. In einer am 27. März 1938 in Wien gehaltenen Predigt ver- glich er, ausgehend von Joh 12,14, Österreich mit dem Weizenkorn: Wenn es „nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein“.1032 Er fühlte sich zwar als Österreicher und war diesem Land verbunden, aber ebenso deutlich be- tonte er die Zugehörigkeit zum Deutschtum.1033 Ab 1933 hatte er zu wieder- holten Malen die Verständigung zwischen katholischer und evangelischer Kirche gefordert.1034 Mit Genugtuung erinnerte er an jene evangelischen Ge- meinden, die sich in vielen Gebieten der Monarchie um die Siedlung verdient gemacht hätten. Ausdrücklich lobte er an ihnen Staatstreue, Familien und Kinderstuben, Fleiß, vorbildliche Pflichterfüllung; im Ersten Weltkrieg hät- 1023 starhemberG, Memoiren, 267. 1024 K. amann, Brückenbauer, 64; wohnout, Verfassungstheorie, 566. 1025 buchmayr, Der Priester, 155; schweitZer, Volkstumsideologie, 24 und 37; kritisch zu ihm fellner, Reichsgeschichte, 367. 1026 Glaise-horstenau, Erinnerungen, 109. 1027 Gemeint ist die Österreichische Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft; maurer, Konrad Josef Heilig, 634 f. 1028 Glaise-horstenau, General im Zwielicht, Bd. 2, S. 108 f. 1029 brouceK, Ein General I, 38 und 46; wohnout, Verfassungstheorie, 565. 1030 Glaise-horstenau, Erinnerungen, 74; vgl. mosser, Legitimismus, 126. 1031 Nach dem Juliabkommen wurde er als Minister ohne Portefeuille in die Regierung beru- fen; 1938 holte ihn Arthur Seyss-Inquart in sein Kabinett; brouceK/Peball, Geschichte, 364 1032 reinGrabner, Eine Wiener Predigt, 260. 1033 reinGrabner, Eine Wiener Predigt, 257 f.; vgl. auch stoeKl, Predigten, 3. 1034 stoeKl, Die evangelische Kirche, 18–20. 6. STANDESBEWUSSTSEIN400
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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