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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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herrn im Katalog einer im Belvedere gezeigten Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit vor.1273 In der Monarchie sah der Wiener Historiker – nicht anders übrigens als Otto Brunner1274 – eine kulturbringende Macht, ein Boll- werk gegen den barbarischen Osten.1275 Er bekannte sich zu einem habsbur- gischen Österreich unter Führung der deutschen Österreicher; ein Öster- reich, in dem alle Nationen politisch gleichberechtigt sein sollten, konnte er sich nicht vorstellen. Jeder Gewalt abhold, sah er die Aufgabe der Donaumo- narchie darin, verschiedene ihrer Verschiedenheit sich bewusste Menschen- gruppen zu einer höheren politischen Einheit zu vereinigen.1276 Historischer Argumente (mit einem von der Römerzeit bis um 1800 rei- chenden Rückblick auf die Geschichte Österreichs1277) bediente sich außerdem Georg Moth in seiner populärwissenschaftlichen Arbeit, der es aber nicht an weltanschaulicher Offenheit fehlt.1278 Nachdrücklich trat er für die Aufrecht- erhaltung kultureller und wirtschaftlicher Beziehungen zu den Nachfolge- staaten der Monarchie ein.1279 Zu 1683 bemerkte er: „Wäre Österreich nicht gewesen, so würde Europa eine türkische Provinz geworden sein.“1280 Hier kommt ein kulturelles Sendungsbewusstsein Österreichs zum Aus- druck, wie es auch Carl Vaugoin und Guido Zernatto entwickelten. Mit Be- zug auf 1683 hob der Führer der VF die historische Rolle der Monarchie als Grenzraum deutscher Kultur hervor, ja sie habe diese weit nach Osten getragen. Das „Türkenjahr“ sei einer der Höhepunkte der Geschichte Ös- terreichs.1281 Die Leistung des polnischen Königs, die in den dreißiger Jah- ren meist eher abwertend beurteilt wurde1282, erwähnte freilich keiner der gen, 127; zur Gesamtstaatsidee bei Prinz Eugen vgl. csáKy, Prinz Eugen, 88 f.; zum Prob- lem Barock als auch für Historiker brauchbarer Epochenbegriff (mit Würdigung Redlichs) vgl. hersche, Gelassenheit, 9–14. 1273 GrosseGGer, Mythos, 299; zu weiteren Formen der Erinnerung an Prinz Eugen ebd., 300– 337; PlaschKa, Was blieb. 1274 Jütte, Zwischen Ständestaat und Austrofaschismus, 253. 1275 H. dachs, Österreichische Geschichtswissenschaft, 106; ramhardter, Geschichtswissen- schaft, 181. 1276 ramhardter, Geschichtswissenschaft, 170–174; in dieser Frage wies selbst Otto Bauers Geschichtsbild erstaunliche Analogien zu dem des Ständestaates auf; hanisch, Illusio- nist, 99. 1277 moth, Neu-Österreich, 10–17. 1278 moth, Neu-Österreich, 9 und 34. 1279 moth, Neu-Österreich, 19. 1280 moth, Neu-Österreich, 15. 1281 vauGoin, Hinein, 5; vgl. Kriechbaumer, Dieses Österreich, 440; schweitZer, Volkstums- ideologie, 42–50; tálos, Zum Herrschaftssystem, 153 f.; tálos, Herrschaftssystem (2013), 554 f.; G. waGner, Hochschülerschaft, 194 f.; vgl. GrosseGGer, Mythos, 297–299; suPPanZ, Geschichtsbilder, 67–69 und 76–78. 1282 acKerl, Von Türken belagert, 184. 6. STANDESBEWUSSTSEIN426
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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