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Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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können nur die Standesgenossen beurteilen.“121 Für Otto Ender gehörte die Autonomie der Stände zum Wesen der Demokratie122, für Johann Staud war sie ein Korrektiv gegen den totalen Staat123, Johannes Messner sah darin einen Aspekt des Personalismus.124 Als Bürgermeister von Wien mahnte Richard Schmitz in der Bürgerschaft zur Beachtung des Willens des jeweiligen Einbringers einer Vorlage und warnte davor, den Berufsständen Dinge aufzuzwingen, die sie nicht woll- ten.125 Florian Födermayr hatte die Vorzüge dieses Prinzips schon früher im Bauernbund kennen gelernt.126 Friedrich von Weichs leitete aus der Autonomie der Berufsstände die For- derung nach Übernahme der Kompetenzen im Sozialbereich ab. Auch hier sollten die spezifischen Bedürfnisse der Stände das Regulativ bilden.127 Die MSchKP sprach sich dafür aus, auch die Erziehung des Nachwuchses weit- gehend den Ständen zu überlassen und zu diesem Zweck spezifische Schulen zu schaffen.128 Ausdrücklich betonte Karl Lugmayer, dass selbst die Arbeiter, nicht we- niger vernunftbegabt als die Menschen insgesamt, in der Lage seien, Eigen- verantwortung zu übernehmen und daher aktiven Anteil an der Selbstver- waltung haben sollten.129 Die Verwirklichung eines Mitspracherechts hielt er (sc. 1934, E. K.) freilich erst zu einem späteren Zeitpunkt für möglich.130 Die in seinen Augen idealen Strukturen der Zukunft müssten, um die ent- sprechende „Satzungshoheit“ beanspruchen zu können, „gleichartiger“ zu- sammengesetzt sein als die gegebenen rein räumlichen Selbstverwaltungs- körper.131 Paul Schrecker entwarf das Modell einer paritätischen, nicht proportionalen Vertretung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern als Garan- ten der Sachkompetenz.132 Franz Rehrl verglich die Autonomie der Stände mit der alten Gemein- deautonomie. Die von ihm gewünschten freien Menschen „geben Gott, was Gottes ist, und dem Staate, was des Staates ist. Darin besteht das wahre 121 Zell, Ständische Staats-Gliederung, 19. 122 PMR VIII/5, Prot. 919/3 (1. 2. 1934), 511. 123 schmit, Christliche Arbeiterbewegung, 85. 124 messner, Ordnung, 21; Klose, Berufsständische Ordnung, 199 f.; mayer-tasch, Korporati- vismus, 72; streitenberGer, Leitbild, 183. 125 seliGer, Scheinparlamentarismus, 116. 126 födermayr, Vom Pflug, 125; vgl. tálos, Handbuch, 366 (E. brucKmüller). 127 v. weichs, Der Weg, 29. 128 MSchKP 3, 132–138 (L. hänsel). 129 CS 26. 8. 1934 (K. luGmayer) ; F. luGmayer, Karl Lugmayer, 13 f. 130 CS 3. 6. 1934 (K. luGmayer). 131 K. luGmayer, Grundrisse, 83. 132 schrecKer, Für ein Ständehaus, 27. 7.4 ASPEKTE DER BERUFSSTÄNDISCHEN ORDNUNG 447
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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