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Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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bewirkte bei Hermann Stipek eine empörte Reaktion, weil es Ausdruck ei- nes grundlegenden Missverständnisses des Begriffs „Beruf“ sei.237 Nicht an- ders erging es den Rentenbeziehern238 oder dem Verband der Köche Öster- reichs.239 In vielen Fällen herrschte über die Zuordnung einzelner Berufe keine Klarheit240; dasselbe galt für das Verhältnis der Begriffe „Beruf“ und „Be- rufsstand“.241 Wäre die von Peter Lütz erhobene Forderung, beim Aufbau der Berufsstände dürften nur natürliche Zusammenhänge maßgeblich sein, um- setzbar gewesen, hätte er nicht hinzufügen müssen: „Schwer bestimmbare Grenzfälle dürfen das System nicht gefährden.“242 Johann Kleinhappl SJ mahnte 1934 zur Tat, denn von einer ständischen Gesellschaft könne man erst sprechen, wenn die Berufsstände im gesamt- gesellschaftlichen Gefüge als solche hervorträten.243 Anton Klotz hatte zwar 1932 dazu aufgefordert, eine lange Zeit zu veranschlagen, weil die Stände natürlich wachsen müssten244, 1934 zeigte er sich hinsichtlich der Voraus- setzungen für den Aufbau einer berufsständischen Ordnung in Österreich aber zuversichtlich, weil das Land eine traditionell patriarchalische Gesell- schaftsstruktur besitze.245 Richard Schmitz hingegen äußerte im Ministerrat Zweifel, ob sich die Stände wirklich ganz von selbst zu bilden vermöchten.246 In der Tat sah das 1934 entwickelte Programm vor, dass der ständische Aufbau nach italienischem Vorbild von oben erfolgen solle247 – zum Leidwe- sen von Bundespräsident Miklas.248 Im März stellte Otto Ender den Antrag auf Einsetzung eines Ministerkomitees zur Vorbereitung entsprechender Gesetze.249 Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung im September über- nahm Sozialminister Odo Neustädter-Stürmer seine Agenden.250 Als im Ok- tober 1935 auch dieser entlassen wurde251, stand für den berufsständischen 237 stiPeK, Das Werden, 20. 238 v. hohenbrucK, Zur Frage, 9. 239 tálos, Herrschaftssystem (2013), 126. 240 PMR VIII/6, Prot. 926/10 (2. 3. 1934), 62. 241 neGer, Verfassung, 93. 242 lütZ, Der Ständestaat, 11. 243 CS 23. 12. 1934 (J. KleinhaPPl). 244 KlotZ, Probleme 2, 163. 245 KlotZ, Sturm, 40–43. 246 PMR VIII/6, Prot. 929/2 (12. 3. 1934), 125. 247 KluwicK-mucKenhuber, Johann Staud, 94. 248 lanG, Bundespräsident Miklas, 94 und 170 f. 249 PMR VIII/6, Prot. 928/15 (9. 3. 1934), 105. 250 PMR IX/1, Prot. 965/12 (6. 9. 1934), 256 f. und 261; neustädter-stürmer, Gesetzgebung, 48; huebmer, Dr. Otto Ender, 186; wohnout, Verfassungstheorie, 23 und 500. 251 schmit, Christliche Arbeiterbewegung, 97 f. 7.5 PROBLEME DER BERUFSSTÄNDISCHEN ORDNUNG 459
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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