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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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sehr engagierten. Sie sollte die Arbeitnehmer politisch vertreten und die sozialdemokratischen Arbeiter auffangen. Ihre tatsächliche Macht war ge- ring.303 Dasselbe galt für die 1934 anstelle der Betriebsräte eingerichteten Werksgemeinschaften, die unterste Stufe des berufsständischen Aufbaus.304 Die Unternehmerorganisationen, nämlich der Industriellenbund, der Ge- werbebund und der Handels- und Verkehrsbund, gingen aus der Umformung der entsprechenden Kammern hervor.305 Der Gewerbebund zerfiel in zwei Vertretungen, eine politische (Österreichischer Gewerbebund) und eine be- rufsständische (Bund der österreichischen Gewerbetreibenden).306 Kurz vor der Errichtung hatte Ferdinand Degenfeld-Schonburg in der SZ eine gegen die Unternehmer gerichtete allgemeine Stimmung konstatiert. Dabei müss- ten diese aufgrund ihrer Fähigkeit, über den Bereich der Wirtschaft hinaus zu denken, in der berufsständischen Ordnung „Führer“ sein und bräuchten bei deren Aufbau viel Freiheit.307 Zum ersten Präsidenten wurde Julius Raab ernannt.308 Dieser Mandatar hatte herkunftsbedingt eine enge Beziehung zum Ge- werbe.309 Am 20. Oktober 1932 erschien in der St. Pöltener Zeitung aus sei- ner Feder ein einschlägiger Artikel, in dem er u. a. das Standesbewusstsein der Bauern als vorbildlich bezeichnete.310 Weltanschaulich in der Nähe Vo- gelsangs, hielt er die Strukturen der Landwirtschaft denn auch für geeig- net, einer Organisation der gewerblichen Wirtschaft Vorbild zu sein.311 Das Gewerbe sei ein Bereich, der eine Brücke zwischen gesellschaftlich entfern- 303 JaGschitZ, Ständestaat, 511 f.; KluwicK-mucKenhuber, Johann Staud, 120 f.; Pasteur, Kruckenkreuz, 104 f.; schmit, Christliche Arbeiterbewegung, 42–44 und 100; tálos, Herr- schaftssystem (2013), 348–354; unterrainer, Wirtschaftspolitik, 50 f. 304 beyer, Ständeideologien, 101 f.; bohn, Ständestaatskonzepte, 104–110; erneGGer, Staatli- che Sozialpolitik, 80–84; Grafeneder, Arbeiterfamilie, 29–31; JaGschitZ, Ständestaat, 505 f.; KluwicK-mucKenhuber, Johann Staud, 96 f.; neGer, Verfassung, 98–101; Pasteur, Krucken- kreuz, 183–190; PutscheK, Ständische Verfassung, 101 f.; reichhold, Geschichte, 493–497; schmit, Christliche Arbeiterbewegung, 57; tálos, Herrschaftssystem (2013), 342–344; un- terrainer, Wirtschaftspolitik, 49 f. 305 PutscheK, Ständische Verfassung, 115. 306 eminGer, Das Gewerbe, 141 f. und 157. 307 SZ 18. 8. 1935 (F. deGenfeld-schonburG). 308 diPPelreiter, Julius Raab, 100; ninführ, Julius Raab, 74, 98–101; seliGer, Scheinparla- mentarismus, 326. 309 In den zwanziger Jahren hatte er eine einheitliche, zunächst unpolitische Organisation der Selbständigen gegründet und war 1930 zu deren Vizepräsidenten gewählt worden. Als solcher initiierte er die Umwandlung in eine politische Standesorganisation, die sich zum christlichsozialen Programm bekannte; ninführ, Julius Raab, 54 und 96; schönner, Julius Raab, 382. 310 diPPelreiter, Julius Raab, 98. 311 ninführ, Julius Raab, 67. 7. DIE BERUFSSTÄNDISCHE ORDNUNG464
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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