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Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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zweite Etappe markierte die Schaffung einer Bundeshandelskammer als Dachorganisation im Jahr 1937. Diese von oben verordnete Vereinheitli- chung entsprach nicht dem Wesen des berufsständischen Aufbaus336, und auch ein Versuch von Eugen Margarétha, aus den Kammern ein Amt des BWR zu machen, scheiterte.337 Im März 1936 einigte sich der Gewerkschaftsbund mit dem Gewerbebund über die Bildung sogenannter berufsständischer Ausschüsse, die paritätisch aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu besetzen waren. Am 24. Novem- ber trat das entsprechende Gesetz in Kraft.338 Durch die Zuständigkeit für das Schlichtungswesen und die Überwachung der Einhaltung von Kollektiv- verträgen wurden die Ausschüsse zur zweiten Stufe berufsständischer Zu- sammenarbeit nach den Werksgemeinschaften; in ihnen fand der ständische Gedanke zu seiner relativ höchsten Vollendung.339 Franz Waschnig hatte sie nachdrücklich eingefordert340, Kurt Schuschnigg setzte in sie große Hoffnun- gen.341 Für Julius Raab waren sie ein Schritt in Richtung Vollendung des berufsständischen Aufbaus – auch wenn er als christlichsozialer Politiker mit dem sozialen Ethos des Besitzbürgers mit nüchternem Blick für die „na- türlichen wirtschaftlichen Interessengegensätze“342 die Anerkennung einer restlosen Gleichberechtigung der Arbeiterschaft nicht für möglich hielt.343 In Zusammenarbeit mit Johann Staud respektierte er aber die Forderung des Gewerkschaftsbunds, dass die Unternehmer gerade im Ständestaat die sozialen Gesetze beachten müssten.344 Vertikale Aufbauversuche Laut Art. 48 der Maiverfassung waren sieben Berufsstände geplant: Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Bergbau, Gewerbe, Handel und Verkehr, Geld-, Kredit-und Versicherungswesen, Freie Berufe, Öffentlicher Dienst.345 336 eminGer, Das Gewerbe, 76 und 142; sandGruber, Ökonomie, 396. 337 wohnout, Verfassungstheorie, 401. 338 PMR IX/5, Prot. 1034/11 (9. 7. 1936), 292; orGler, Ständestaat, 194; tálos, Herrschaftssys- tem (2013), 141–143. 339 PutscheK, Ständische Verfassung, 159–165; schmit, Christliche Arbeiterbewegung, 58 f.; unterrainer, Wirtschaftspolitik, 51. 340 waschniG, Wirtschaftsreform, 15. 341 K. schuschniGG, Österreichs Erneuerung, 103 f. 342 Zit. nach KluwicK-mucKenhuber, Johann Staud, 92. 343 reichhold, Einführung, 15 f.; schönner, Julius Raab, 381. 344 KluwicK-mucKenhuber, Johann Staud, 99–102. 345 die neue österreichische verfassunG, passim; orGler, Ständestaat, 175 f. 7.5 PROBLEME DER BERUFSSTÄNDISCHEN ORDNUNG 467
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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