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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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verwaltung und Autorität, zwischen Freiheit und Bindung zu finden“.189 Johannes Messner glaubte einer Übermacht der Stände vorbauen zu müs- sen, denen es nicht möglich sein sollte, den Staat „zum bloßen Vollzugsorgan ihrer Interessenausgleiche herab[zu]würdigen“.190 Dabei könne es „wohl vor- kommen, dass der Staat vorübergehend sogar zu Maßnahmen greifen muss, welche als Einschränkung naturgegebener Rechte erscheinen“.191 So anfechtbar viele Äußerungen des Autoritären anmuten, sie waren auf einer jenseits der Tagespolitik liegenden Ebene verankert. Franz Mar- tin Schindler forderte von den eine Gesellschaft Leitenden, sie müssten mit „Sorgfalt und Hingabe“ agieren und den Mitgliedern mit Billigkeit begegnen: Dies verleihe ihnen eine von allen Seiten anerkannte Autorität.192 Albert M. Weiss beschrieb Autorität als einigende Macht, die das Ganze der Ordnung zuführe, und betonte die naturrechtliche Verankerung.193 Derlei Gedanken kamen im CS ausgiebig zur Sprache.194 Dietrich von Hil- debrand unterschied die Überordnung der Autorität über den Menschen von der des Vereinsvorsitzenden; sie beruhe nicht auf einer freiwilligen Bindung, sondern sei „so souverän wie die Forderungen der Wertewelt“.195 Er forderte jene „wahre Objektivität“, die auf der Unterscheidung zwischen Wesentli- chem und Akzidentiellem beruhe.196 Im NR verfocht Josef Eberle eine starke Autorität gegen Volkssouveränität und Demokratie, durch die eine „Er- schütterung der gesunden Ehrfurcht“ verhindert werden solle.197 Zwischen Führer- und Autoritätsgedanken gelte es zu unterscheiden, denn echte Auto- rität bedeute die Bindung der Macht an ewige Gesetze.198 Die SZ publizierte 1933 einen Beitrag von Otto Karrer SJ, der Autorität als Sachwaltung im Namen Gottes in den Dienst der Ordnung und der menschenwürdigen Ent- faltung des Einzelnen stellte; ihre Stellung und ihr Recht erhalte sie sich durch Demut.199 In der MSchKP erläuterte Johannes Hollnsteiner die Bin- dung der Autorität an das Naturgesetz und ihren Charakter als Abbild der Autorität Gottes; das private Leben dürfe durch sie aber in keiner Weise ein- 189 KluwicK-mucKenhuber, Johann Staud, 111; zur Auffassung der VF vgl. Kriechbaumer, Front, 55. 190 messner, Ordnung, 70. 191 messner, Ordnung, 89. 192 schindler, Lehrbuch III, 757 f. 193 A. M. weiss, Wesen, 22 f.; denselben Gedanken betonte noch 1957 Otto von Habsburg; baier/demmerle, Otto von Habsburg, 249. 194 ebneth, Wochenschrift, 145 f. 195 v. hildebrand, Memoiren, 172; vgl. seefried, Reich, 251 f. 196 noser, Die historische Tragik, 224 f. 197 hofer, Joseph Eberle, 68. 198 ePPel, Zwischen Kreuz, 98–100. 199 SZ 29. 1. 1933 (O. Karrer). 8. STAAT UND GESELLSCHAFT506
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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