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verwaltung und Autorität, zwischen Freiheit und Bindung zu finden“.189
Johannes Messner glaubte einer Übermacht der Stände vorbauen zu müs-
sen, denen es nicht möglich sein sollte, den Staat „zum bloßen Vollzugsorgan
ihrer Interessenausgleiche herab[zu]würdigen“.190 Dabei könne es „wohl vor-
kommen, dass der Staat vorübergehend sogar zu Maßnahmen greifen muss,
welche als Einschränkung naturgegebener Rechte erscheinen“.191
So anfechtbar viele Äußerungen des Autoritären anmuten, sie waren
auf einer jenseits der Tagespolitik liegenden Ebene verankert. Franz Mar-
tin Schindler forderte von den eine Gesellschaft Leitenden, sie müssten mit
„Sorgfalt und Hingabe“ agieren und den Mitgliedern mit Billigkeit begegnen:
Dies verleihe ihnen eine von allen Seiten anerkannte Autorität.192 Albert M.
Weiss beschrieb Autorität als einigende Macht, die das Ganze der Ordnung
zuführe, und betonte die naturrechtliche Verankerung.193
Derlei Gedanken kamen im CS ausgiebig zur Sprache.194 Dietrich von Hil-
debrand unterschied die Überordnung der Autorität über den Menschen von
der des Vereinsvorsitzenden; sie beruhe nicht auf einer freiwilligen Bindung,
sondern sei „so souverän wie die Forderungen der Wertewelt“.195 Er forderte
jene „wahre Objektivität“, die auf der Unterscheidung zwischen Wesentli-
chem und Akzidentiellem beruhe.196 Im NR verfocht Josef Eberle eine starke
Autorität gegen Volkssouveränität und Demokratie, durch die eine „Er-
schütterung der gesunden Ehrfurcht“ verhindert werden solle.197 Zwischen
Führer- und Autoritätsgedanken gelte es zu unterscheiden, denn echte Auto-
rität bedeute die Bindung der Macht an ewige Gesetze.198 Die SZ publizierte
1933 einen Beitrag von Otto Karrer SJ, der Autorität als Sachwaltung im
Namen Gottes in den Dienst der Ordnung und der menschenwürdigen Ent-
faltung des Einzelnen stellte; ihre Stellung und ihr Recht erhalte sie sich
durch Demut.199 In der MSchKP erläuterte Johannes Hollnsteiner die Bin-
dung der Autorität an das Naturgesetz und ihren Charakter als Abbild der
Autorität Gottes; das private Leben dürfe durch sie aber in keiner Weise ein-
189 KluwicK-mucKenhuber, Johann Staud, 111; zur Auffassung der VF vgl. Kriechbaumer,
Front, 55.
190 messner, Ordnung, 70.
191 messner, Ordnung, 89.
192 schindler, Lehrbuch III, 757 f.
193 A. M. weiss, Wesen, 22 f.; denselben Gedanken betonte noch 1957 Otto von Habsburg;
baier/demmerle, Otto von Habsburg, 249.
194 ebneth, Wochenschrift, 145 f.
195 v. hildebrand, Memoiren, 172; vgl. seefried, Reich, 251 f.
196 noser, Die historische Tragik, 224 f.
197 hofer, Joseph Eberle, 68.
198 ePPel, Zwischen Kreuz, 98–100.
199 SZ 29. 1. 1933 (O. Karrer). 8. STAAT UND
GESELLSCHAFT506
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Titel
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Untertitel
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Autor
- Erika Kustatscher
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Abmessungen
- 17.4 x 24.6 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580