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Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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2, 21) in der Form ex summis et infimis et mediis interiectis ordinibus über- lieferte Passage (rep. 3, 1–2) las Meister als den Gegensatz zwischen Op- timaten und Plebs. Er lehnte es ab, die Trias der ordines als magistratus – senatus – populus zu deuten, sondern hielt prudens – optimates – plebs für richtig:222 Der „Kluge“ war auch für ihn der Staatsmann, jener „Führer“ und „Diener der Gemeinschaft“223, der nach Leopold Engelhart von sittlichen Grundsätzen auszugehen und mit hohem Verantwortungsbewusstsein aus- gestattet zu sein habe224, jener, der in der Stunde der Gefahr alle anderen überrage, der die ideale Seelenordnung in sich verwirkliche.225 Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi räsonierte über Autorität mit Blick auf die verschiedenen Kulturstufen, wobei er der Demokratie bescheinigte, hohen Ansprüchen zu genügen.226 Es gebe in einem Staatswesen aber Au- genblicke, in denen sie nicht mehr funktioniere und „durch robustere Regie- rungsmethoden ersetzt werden muss“.227 Als Beispiel für eine solche Zwangs- lage nannte er Österreich in der Zeit, als die vom Nationalsozialismus ausgehende Gefahr übermächtig geworden sei.228 Anton Rintelen hatte die Gesamtsituation nach dem Ersten Weltkrieg im Blick, wenn er feststellte: „Eine Regierung wird zur Regiererei, wenn sie nicht die notwendigen Macht- mittel besitzt, um in der Innenpolitik ihren Willen unter allen Umständen durchzusetzen.“229 Dem Unterschied zwischen autoritärem und totalitärem System wid- mete Josef Dobretsberger breiten Raum. Als Mittel der Staatsverwaltung hielt er „Totalität“ für gerechtfertigt, „Totalität der Zielsetzungen“ lehnte er aber ab.230 Auch dürfe der Totalitätsanspruch des Staates den Bereich des Politischen nicht überschreiten. Als Beispiel für den Misserfolg solchen Strebens nannte er das bolschewistische Russland.231 Aber er hatte auch den Nationalsozialismus vor Augen, wenn er erklärte, die getrennten Wege Deutschlands und Österreichs seien „durch den Gegensatz von totalem und autoritärem Staat bedingt“. Sein Resümee: „Ständestaat und totaler Staat schließen sich aus.“232 222 meister, Der Staatslenker, 102. 223 enGelhart, Führertum, 36. 224 enGelhart, Führertum, 17. 225 meister, Der Staatslenker, 84. 226 coudenhove-KalerGi, Totaler Mensch, 67. 227 coudenhove-KalerGi, Totaler Mensch, 56. 228 coudenhove-KalerGi, Totaler Mensch, 58; vgl. auch Gehler, Der lange Weg 1, 66. 229 rintelen, Erinnerungen, 156. 230 dobretsberGer, Vom Sinn, 41 f.; vgl. auch de felice, Deutungen, 80 f. 231 dobretsberGer, Vom Sinn, 19–21. 232 dobretsberGer, Vom Sinn, 57. 8.5 DAS AUTORITÄRE 509
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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