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2, 21) in der Form ex summis et infimis et mediis interiectis ordinibus über-
lieferte Passage (rep. 3, 1–2) las Meister als den Gegensatz zwischen Op-
timaten und Plebs. Er lehnte es ab, die Trias der ordines als magistratus
– senatus – populus zu deuten, sondern hielt prudens – optimates – plebs
für richtig:222 Der „Kluge“ war auch für ihn der Staatsmann, jener „Führer“
und „Diener der Gemeinschaft“223, der nach Leopold Engelhart von sittlichen
Grundsätzen auszugehen und mit hohem Verantwortungsbewusstsein aus-
gestattet zu sein habe224, jener, der in der Stunde der Gefahr alle anderen
überrage, der die ideale Seelenordnung in sich verwirkliche.225
Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi räsonierte über Autorität mit Blick
auf die verschiedenen Kulturstufen, wobei er der Demokratie bescheinigte,
hohen Ansprüchen zu genügen.226 Es gebe in einem Staatswesen aber Au-
genblicke, in denen sie nicht mehr funktioniere und „durch robustere Regie-
rungsmethoden ersetzt werden muss“.227 Als Beispiel für eine solche Zwangs-
lage nannte er Österreich in der Zeit, als die vom Nationalsozialismus
ausgehende Gefahr übermächtig geworden sei.228 Anton Rintelen hatte die
Gesamtsituation nach dem Ersten Weltkrieg im Blick, wenn er feststellte:
„Eine Regierung wird zur Regiererei, wenn sie nicht die notwendigen Macht-
mittel besitzt, um in der Innenpolitik ihren Willen unter allen Umständen
durchzusetzen.“229
Dem Unterschied zwischen autoritärem und totalitärem System wid-
mete Josef Dobretsberger breiten Raum. Als Mittel der Staatsverwaltung
hielt er „Totalität“ für gerechtfertigt, „Totalität der Zielsetzungen“ lehnte
er aber ab.230 Auch dürfe der Totalitätsanspruch des Staates den Bereich
des Politischen nicht überschreiten. Als Beispiel für den Misserfolg solchen
Strebens nannte er das bolschewistische Russland.231 Aber er hatte auch
den Nationalsozialismus vor Augen, wenn er erklärte, die getrennten Wege
Deutschlands und Österreichs seien „durch den Gegensatz von totalem und
autoritärem Staat bedingt“. Sein Resümee: „Ständestaat und totaler Staat
schließen sich aus.“232
222 meister, Der Staatslenker, 102.
223 enGelhart, Führertum, 36.
224 enGelhart, Führertum, 17.
225 meister, Der Staatslenker, 84.
226 coudenhove-KalerGi, Totaler Mensch, 67.
227 coudenhove-KalerGi, Totaler Mensch, 56.
228 coudenhove-KalerGi, Totaler Mensch, 58; vgl. auch Gehler, Der lange Weg 1, 66.
229 rintelen, Erinnerungen, 156.
230 dobretsberGer, Vom Sinn, 41 f.; vgl. auch de felice, Deutungen, 80 f.
231 dobretsberGer, Vom Sinn, 19–21.
232 dobretsberGer, Vom Sinn, 57.
8.5 DAS AUTORITÄRE 509
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Titel
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Untertitel
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Autor
- Erika Kustatscher
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Abmessungen
- 17.4 x 24.6 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580