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Staatskrisen gefeit.“249 Hans Karl Zeßner-Spitzenberg forderte als Leiter des
Traditionsreferats der VF in den Pflicht- und Mittelschulen eine spezifisch
österreichische Geschichtsvermittlung.250
Bereits die in den zwanziger Jahren erlassenen einschlägigen Gesetze, bei
deren Erarbeitung Richard Meister federführend war251, hatten eine entspre-
chende Zielsetzung gehabt. Die Schulgesetze der dreißiger Jahre kennzeich-
neten streng normierte Lehrpläne und ein rigoroses Dienstrecht der Leh-
rer.252 Neu war das Fach Vaterlandskunde.253 Lehrer und Schüler sollten als
Diener höchster Werte diszipliniert, von direkter politischer Tätigkeit aber
ferngehalten werden.254
An den Hochschulen war es seit 1935 Pflicht, neben der Fachausbildung
Vorlesungen über weltanschauliche und staatsbürgerliche Grundfragen zu
besuchen.255 Geschichtliche Themen im engeren Sinn übernahm häufig Hugo
Hantsch256; Hans Karl Zeßner-Spitzenbergs Vorlesungen an der Hochschule für
Bodenkultur, an der Hochschule für Welthandel und an der Technischen Hoch-
schule in Wien hatten „vaterländische“ und weltanschauliche Themen im wei-
teren Sinn zum Gegenstand.257 Ausdrücklich wurde damals den Hochschulen
neben Forschung und Lehre auch die „Erziehung“ der Studierenden auferlegt.258
Leopold Figl nannte noch 1949 in seiner Regierungserklärung als wichti-
ges Erziehungsziel die „Ehrfurcht vor der großen geschichtlichen Tradition
unseres Vaterlandes“.259 Dasselbe gilt für Karl M. Stepan, seit 1934 Kultur-
referent und Landeshauptmann der Steiermark. 1935 wurde auf sein Betrei-
ben an steirischen Gymnasien das Freifach Landeskunde eingeführt.260 Auch
der Volksbildung galt sein Bemühen; in großen „Ständetagen“ versuchte er
breite Schichten anzusprechen.261
249 CS 23. 12. 1934 (W. adam).
250 wohnout, Traditionsreferat, 77 f.
251 Grimm, Schulpolitik, 300 f.; wallraf, Kultur, 219; in einem Schulgesetz von 1927 kamen
aber auch sozialdemokratische Forderungen zu ihrem Recht; sorGo, Schulpolitik, 26.
252 H. dachs, Schule, 210 f. und 228–233; erben, Schule, 85 f. und 157–161; Gober, Schule, 38
f. und 134 f.; Grafeneder, Arbeiterfamilie, 85 f.; laaber, Schulsystem, 19–30; schretter,
Das ideologische Nahverhältnis, 92–103; tálos, Herrschaftssystem (2013), 402–404.
253 Kucher, Staatsbürgerliche Erziehung, 254; schretter, Das ideologische Nahverhältnis,
29–40; sorGo, Schulpolitik, 183–193.
254 achs, Politische Bildung, 323; sorGo, Schulpolitik, 173–177.
255 tálos, Herrschaftssystem (2013), 409–416.
256 G. waGner, Hochschülerschaft, 192.
257 wohnout, Traditionsreferat, 72.
258 Pernter, Gedanken, 92 f. und 100.
259 fiGl, Ansichten, 150.
260 binder 1982, Karl Maria Stepan, 173 f.
261 Karner, Steiermark, 38; Pferschy, Steiermark, 957. 8. STAAT UND
GESELLSCHAFT512
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„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Title
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Subtitle
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Author
- Erika Kustatscher
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Size
- 17.4 x 24.6 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580