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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Seite - 163 -
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10. Generationenkonflikte um 1900 163 mächtige Verstärkung der zentralistischen Verwaltung und der Bürokratie darge- stellt. Die Reform blieb ein Wunsch, das Ministerium Koerber musste bald nach der Präsentation im Parlament zurücktreten. Die Lösung der „Doppelverwaltung“ wäre selbst nach der Meinung des erbitterten Gegners Koerbers, Kielmanseggs, (ähnlich wie heute) nur über den Weg der Verfassung lösbar gewesen,249 und diese hatte keine Chance auf Verwirklichung. Die Frage der Selbstverwaltung war von einiger nationaler Brisanz, für die sich freilich die hohe Bürokratie, die auf Zen- tralismus ausgerichtet war – von ihrem Standpunkt aus mit einigem Recht –, nicht erwärmen konnte. Es handelte sich um einen nicht enden wollenden Streit in der Verwaltungsdebatte. Die Diskussion um die Qualität von Bürokratie und Beamten war erneut in Gang gekommen. Verwaltungsfachleute meldeten sich zu Wort: Sie bedauerten den Mangel an Qualität sowie Objektivität in nationaler und parteipolitischer Hinsicht sowie den unheiligen Protektionismus mitsamt seinen gefährlichen Folgen der Beamtenvermehrung und erträumten im Übrigen vom Erlass einer Dienstpragmatik mit der grundsätzlichen Festlegung aller Pflichten und Rechte der Beamten die Verbesserung aller bösen Zustände.250 Wie wir wissen, sollte die alte Beamtensehnsucht vor dem Ersten Weltkrieg noch erfüllt werden. Die heftige öffentliche Diskussion, für die vor allem die Zeitschrift „Österreichische Rund- schau“ das intellektuelle Forum bot, forderte die Behörden heraus, sich intensiver mit der Frage der Verwaltungsreform zu befassen. Josef Redlich, der prominente Verwaltungsfachmann und liberale Abgeordnete zum Reichsrat, beschäftigte sich bereits seit 1906 intensiv mit Fragen der Verwal- tungsreform in Österreich. Doch es dauerte! Erst 1911 kam unter dem Vorsitz Red- lichs endlich eine Kommission zur Förderung der Verwaltungsreform zustande, die an einer umfassenden Reform der Autonomie der Länder- und Gemeinde- verwaltung, an einer Modernisierung der Ministerien sowie an der Regelung der Pflichten und Rechte der Bürokratie arbeitete. Das kritische Bewusstsein der neuen Beamtengeneration, die für Neuerungen offen war, hatte wohl die Bildung der Kommission – direkt oder indirekt – beeinflusst und ihre Tätigkeiten voran- 249 KIELMANSEGG, Kaiserhaus, Staatsmänner, S. 294 f. 250 Vgl. zum Beispiel: ANKWICZ, Die europäische Beamtenfrage, S. 85–93; Johann ANKWICZ, Neue Gesichtspunkte in der staatlichen inneren Verwaltung. In: Österreichische Rundschau 15 (1908), S. 235–244; Johann ANKWICZ, Die Beamtenbewegung und der Entwurf einer Dienstpragmatik in Frankreich. In: Österreichische Rundschau 27 (1910), S. 345–348; BROCK- HAUSEN, Beamtentum und Protektion, S. 261–268; F. OPPENHEIMER, Das Parlament des allgemeinen Wahlrechts und die Verwaltung. In: Österreichische Rundschau 14 (1908), S. 1–9.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Josephinische Mandarine
Untertitel
Bürokratie und Beamte in Österreich
Autor
Waltraud Heindl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
336
Schlagwörter
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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