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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Seite - 176 -
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V. Das soziale Umfeld 176 – wie es scheint – gelungene Symbiose eingegangen. Es gab auch Karrieren, die umgekehrt verliefen. Der Arzt, Stadtphysikus und „Gesundheitsbeamte“ in Prag Jindřich Matiegka wechselte von diesen Ämtern an die Technische Universität Prag, wo er an der philosophischen Fakultät Professor der Historischen Anthro- pologie wurde.284 Trotz der erwähnten Klagen, trotz mancherlei Spott, der über Beamte ausgeschüttet wurde, so schlecht oder lächerlich kann das Prestige des Staatsdienstes in der Gesellschaft nicht gewesen sein! Seit den 1880er-Jahren drohte bezüglich der Rekrutierung anstelle der Famili- enbeziehungen, wie bereits beschrieben, eine noch viel gefährlichere Protektion.285 Es sei in diesem Zusammenhang noch einmal in Erinnerung gebracht: Kaum wa- ren die nationalen Bewegungen und die Massenparteien etabliert, bemächtigten sich diese so mancher Beamtenstellen, die sie an Parteigänger vergeben konnten. Der bereits erwähnte Statthalter von Niederösterreich Erich Graf Kielmansegg berichtete voll des Entsetzens von den unheiligen Allianzen, die Politik und Be- amtentum unter der Ministerratspräsidentschaft Ernest von Koerber eingingen, der selbst aus der hohen Beamtenschaft hervorgegangen war. Er war erster Sekti- onschef im Ministerium des Inneren gewesen, bevor er zum Ministerpräsidenten ernannt wurde. Angeblich sei – Kielmansegg zufolge, der allerdings ein scharfer (und vielleicht nicht gerechter) Kritiker Koerbers war – die Einberufung von Be- amten in die Ministerien nur mehr über das Begehren von Abgeordneten durch den persönlichen Befehl des Ministerpräsidenten erfolgt.286 Selbst an der Karri- ere von Rudolf Sieghart, Sohn eines Kantors in Troppau (Opava), der ausgehend von der Finanzprokuratur eine rasante Beamtenkarriere machte, die von anderen, beispielsweise von Robert Ehrhart, geradezu als positives Beispiel hervorgehoben wurde, da er eben als Sohn eines Kantors keinerlei Familienprotektion haben konnte, ließ Kielmansegg kein gutes Haar.287 tischen Tagebuchs. Die südslawische Frage und Österreich-Ungarn vor dem Weltkrieg, hg. und eingeleitet von Professor Josef Redlich (Berlin 1925), S. 20–25; zu Hartel und Hussarek EHRHART, Im Dienste, S. 114 und 126; zu �wikliński URBANITSCH, The High Civil Ser- vice Corps, S. 201; vgl auch FRIEDLÄNDER, Letzter Glanz der Märchenstadt, S. 67; auch KLEINWAECHTER, Der fröhliche Präsidialist, S. 26 und Kapitel „Typisch ,josephinische‘ Beamteneliten“. 284 VOŠALÍKOVÁ, Von Amts wegen, S. 293 und 330. 285 Siehe Kapitel „Traditionelle Karrieremuster gegen parteipolitischen Protektionismus“. 286 KIELMANSEGG, Kaiserhaus, Staatsmänner, S. 291, 295 f. und 298. 287 EHRHART, Im Dienste, S. 134; KIELMANSEGG, Kaiserhaus, Staatsmänner, S. 51 ff., 76 ff., 159–163, 315 f. und 414 f.; ALFRED ABLEITINGER, Rudolf Sieghart (1866–1933) und seine Tätigkeit im Ministerratspräsidium. Ein Beitrag zur Geschichte der österreichischen
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Josephinische Mandarine
Untertitel
Bürokratie und Beamte in Österreich
Autor
Waltraud Heindl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
336
Schlagwörter
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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