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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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V. Das soziale Umfeld 230 unternahm, dessen Obmann Höfken war.452 Zu den Vergnügungen gehörten die Abhaltung von Picknicks, Spiel, Musik und Gesang auf den Wiesen. Die Abend- unterhaltungen hätten, so Höfken, aus der Veranstaltung von Feuerwerken und Tanz, Deklamationen, lebenden Bildern, Singspielen und Vorträgen bestanden. Später gehörten Interaktionen in Vereinen, deren freie Gründung eine der Er- rungenschaften der Verfassung von 1867 darstellte, und die entsprechende Ver- einsarbeit zur Selbstverständlichkeit bürgerlicher Freizeitformen; schon die jungen Söhne der Beamten suchten Studentenverbindungen auf. Im Verein fühlte man sich unter gleichgesinnten Menschen mit gleichen Anschauungen und Zielen. Vor allem wenn Heranwachsende im Haus waren, erleichterten die Vereine die Ein- führung in die jeweilige Gesellschaft und die Programmgestaltung, für die gesorgt werden musste. Tanzstunden und Bälle, an denen die jungen Leute üblicherweise teilnahmen, gehörten dazu. Auch in den Kronländern widmeten sich Beamte ähnlichen Freizeitaktivitäten.453 Die Rituale der Freizeit sollten sich bis zum Ende der Monarchie kaum ändern. Allerdings kamen um die Jahrhundertwende andere Formen der Entspannung für die Mußestunden dazu. Bereits ab der Jahrhundertmitte wurde die Begeiste- rung auch in Beamtenkreisen spürbar, die Alpen zu erobern. Der junge Minister- sohn Ernst von Plener teilte das Faible der Zeit, war bereits in den 1860er-Jahren ein begeisterter Bergsteiger, kletterte auf die hohen Tauernspitzen, Großglockner, Großvenediger, er war einer der Ersten, die das Finsteraarhorn in der Schweiz und den Mont Blanc in Frankreich bestiegen.454 Doch im Allgemeinen wurden erst nach der Jahrhundertwende in der Hochbürokratie sportliche Betätigungen modern, Männer und Frauen fuhren Rad, machten Hochgebirgstouren, spielten Tennis, ruderten und schwammen.455 Bewusst oder unbewusst – auch der Sport diente der Netzwerkbildung. Nur wenige Sportarten können allein ausgeübt wer- den. Nur wenige spielen auch heute allein Golf! Vor dem Ersten Weltkrieg konnte sich zumindest ein Teil der Beamtenfami- lien angeblich Auslandsreisen gestatten. In den Erinnerungen ist von Reisen nach Mailand, Marseille, Paris, Antwerpen, Köln, nach Konstantinopel, an die Ostsee, 452 Zum Folgenden „Aus meinem Tagebuch“ (Eintragung vom 14. August 1851), HHSTA., Nachlass Höfken, Karton 2; siehe auch HEINDL, Gehorsame Rebellen, S. 314 ff. 453 Zum Beispiel FASSE in Laun (Louny). In: VOŠALÍKOVÁ, Von Amts wegen, S. 252 f. 454 PLENER, Erinnerungen 1, S. 24 f. 455 STREMA�R, Erinnerungen, S. 65; MARKOVÁ-JEŘÁBKOVÁ. In: VOŠALIKOVÁ, Von Amts wegen, S. 350; MAX FREIHERR von MA�R, Geschichte der Familie Mayr, Manus, S. 151, PA HENCKEL-DONNERSMARCK.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Josephinische Mandarine
Untertitel
Bürokratie und Beamte in Österreich
Autor
Waltraud Heindl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
336
Schlagwörter
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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