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Neben Janz, die einen kompakten Überblick über die literarische Produktion
Jelineks (von den Anfängen bis zur Mitte der 1990er Jahre) und kurze, exem-
plarische Interpretationen einiger Theaterstücke und Prosatexte verfasst hatte,
waren es in den 1990er Jahren vor allem zwei wichtige Sammelbände, die eine
Annäherung zwischen Jelineks sprachkritischen Verfahren und ihren favorisier-
ten Themen leisteten : zum einen der von Christa Gürtler herausgegebene Band
»Gegen den schönen Schein«, der aus den verschiedenen Blickwinkeln der teil-
nehmenden Autoren (darunter Dagmar von Hoff und Marlies Janz, aber auch
der streitbare österreichische Philosoph Rudolf Burger) Jelineks Verfahren der
Mythendestruktion beleuchtet und sowohl Jelineks Prosa- als auch Dramenäs-
thetik untersucht ; und zum anderen das Elfriede Jelinek gewidmete »Dossier«
von Kurt Bartsch und Günther Höfler, in dem neun kurze Aufsätze und – be-
zeichnend für die Jelinek-Rezeption – wiederum wesentlich mehr Rezensionen
untergebracht sind.
Eine systematische und luzide Einführung liegt in englischer Sprache vor :
Allyson Fiddlers Monografie »Rewriting Reality : an introduction to Elfriede
Jelinek« aus dem Jahr 1994. Die englische Literaturwissenschafterin bietet in
diesem Buch (eine Überarbeitung ihrer Doktorarbeit) neben einigen allgemei-
nen Kapiteln zu biografischem und künstlerischem Hintergrund Jelineks poin-
tierte Analysen zu ausgewählten Prosa- und Theatertexten der österreichischen
Skandalautorin, die
– der Chronologie folgend
– von »wir sind lockvögel baby !«
bis »Lust« reichen. Vor allem Klarheit und Präzision der Sprache zeichnen diese
Einführung aus. Leider gibt es bislang keine aktualisierte Neuauflage, auch
keine Übersetzung ins Deutsche. (Der von Fiddler treffend gewählte englische
Begriff des »Rewritings« wäre auch nicht adäquat in die deutsche Sprache über-
setzbar.) Fiddler arbeitet aber nach wie vor zu Jelinek und veröffentlicht unter
anderem einschlägige Aufsätze in dem vierteljährlich erscheinenden »Journal of
Austrian Studies«.
Daneben sind einige engagierte Abschlussarbeiten zu nennen, deren Verfas-
serinnen (tatsächlich nur Frauen) versuchten, Jelineks Werk oder einzelne Texte
unter neuen Perspektivierungen zu betrachten und der Bedeutung von Jelineks
sprachkritischer Methodik in Hinblick auf die Thematisierung von Nationalso-
zialismus und Faschismus Rechnung zu tragen, so etwa die Magisterarbeiten von
Evelyn Annuß, Sylvia Mindlberger, Heike Ehlers oder Sabine Edith Braun. An-
nette Doll konnte mit ihrer 1994 publizierten Dissertation zu »Mythos, Natur und
Geschichte bei Elfriede Jelinek« die immanente Bedeutung des Mythos begriffs
nach Roland Barthes für Jelineks Schreiben schlüssig herausarbeiten, ebenso wie
die polnische Literaturwissenschafterin Monika Szczepaniak in ihrer Disserta-
tion »Dekonstruktion des Mythos in ausgewählten Prosawerken von Elfriede 17
Forschungsstand |
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Eine historiografische Untersuchung
- Titel
- Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
- Untertitel
- Eine historiografische Untersuchung
- Autor
- Sylvia Paulischin-Hovdar
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20325-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 328
- Schlagwörter
- Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- 1. Einleitung 11
- 2. Methodische Reflexion 99
- 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
- 3.1 »Burg theater« 108
- 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
- 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
- 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
- 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
- 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
- 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
- 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
- 3.3 »Das Lebewohl« 247
- 4. Resümee 279
- 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
- 6. Anhang 299
- 7. Register 319