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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 118 -
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3.1.3.1 SCHORSCH »… daitsch wird gredt !«55 Schorsch tritt als ideologischer Rädelsführer auf, der die anderen Familien- mitglieder im ersten Teil des Stücks, das 1941 spielt, zur Mitläuferschaft mit dem neuen Regime animiert und die nationalsozialistischen, großdeutschen Ideale als seine persönlichen ausgibt. Auffällig an der ihm in den Mund geleg- ten Ausdrucksweise ist, dass er sehr oft im Imperativ spricht und den anderen Figuren Anweisungen gibt, was sie zu tun und wie sie zu sprechen haben : Schorsch : Stillhalten fier Daitschlond ! Patzer seids ! Patzer !56 Schorsch : Brav sein, gscheit sein, Steigbügelhalter sein !57 Dezidiert an Käthe, seltener an Istvan, richtet Schorsch die wiederholte Aufforderung, sich, um weiterhin als Schauspieler bzw. Schauspielerin arbeiten zu können, sprachlich anzupassen und nach der Schrift zu sprechen : Schorsch : Ich hob dir vorhin scho ernsthoft gesokt, Katherl, daß des net ollweil so weitergeht mitn Semmering und die Alpen und die Liadln. Man konn jo nicht immer lochen, net wahr. Der Ernst der Stunde verlangt gebieterisch noch einem in Großdait- schlond ollgemein verständlichen Schriftdaitsch. (…)58 Schorsch : Nana, Katherl … derfst net immer so wüüd sein ! Muaßt jetzt langsam ge- setzter werden, mit deine drei Gschrappn ! Wildfang ! Bist jo ka Madl mehr… Oba vor ollem : das Weanerische muaß jetzt langsam aufheern, vastehst ? (…)59 Schorsch : (…) Und daitsch wird gredt ! Sufurt ! Urdentlich daitsch !60 Schorschs wiederholte Zurechtweisungen, Käthe und Istvan müssten nun endlich lernen, nach der Schrift zu sprechen, damit ihr Schauspiel auch in dem geeinten Deutschen Reich akzeptabel und ihre Sprache verständlich wären, wirken äußerst komisch, da er diesen Anspruch selbst bei weitem nicht erfül- len kann. Tatsächlich gelingt ihm kein einziger »schriftdaitscher« Satz. Allein seine opportunistischen Intentionen kommen in diesen Aussagen zutage, das 55 BT, S.  140. 56 BT, S.  136. 57 BT, S.  148. 58 BT, S.  133  f. 59 BT, S.  135. 60 BT, S.  140. 118 | Lektüre- und Deutungsvorschläge Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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