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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
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Zwerg : Schnöö ! Tummel dich ! Ungustel ! Resi : Im Kosten worst schon, und unter mein Bett aa. … … Resi : Ob ich es vielleicht mit diesem Büffet versuche ? Es sieht recht vertrauenerwe- ckend aus. … Zwerg : Alles ist entschieden besser. Nur nicht die körperliche Vernichtung durch den braunen Spuk. …191 Auch der Burg theaterzwerg verkörpert (wie der Alpenkönig) einen ehe- maligen Schauspielerkollegen von Käthe, Istvan und Schorsch, der auf- grund seiner Kleinwüchsigkeit unter dem NS-Regime jedoch nicht mehr spie- len konnte, sondern um sein Leben zittern musste. Durch seine Anwesenheit bringt der Zwerg aber auch Resi in Gefahr, da auch diese vor der Denunziation durch ihre Familie nicht sicher ist : Zwerg : Nehme keine unnetigen Risiken auf dich, Theresia, liabs Kaiserwaberl !  … Deine braune Herrschaft, was einmal meine Kollegenschaft woren, teetet dich und mich ohne viel Federlesens. Singsang, klingklang. Bimbam schlägts Uhrl dem Ahndl.192 Die »braune Herrschaft«, eigentlich Resis Familie, erscheint somit als eine Bande gewissenloser Opportunisten, die im Zweifelsfalle die Zweckerfüllung im Regime dem Leben eines Familienmitglieds vorziehen würden, zumal dieses als zurückgeblieben eingestuft wird. Der Burg theaterzwerg wird schließlich in seinem Versteck aufgespürt. Der Familienrat beschließt jedoch, ihn nicht sogleich zu denunzieren, sondern lieber für einen anderen Zweck zu benutzen : Schließlich steht die Rote Ar- mee bereits vor den Toren Wiens. Käthe und Istvan sind gefährdet, von der Fremdmacht als Mitläufer oder -täter klassifiziert und dafür bestraft zu werden (Schorsch ist zwischenzeitlich abgetaucht). Sie beschließen daher kurzerhand vorzutäuschen, sie hätten den Zwerg über Jahre hinweg versteckt gehalten, um ihn vor der sicher scheinenden Ermordung zu beschützen. Auf diese Weise hoffen sie, die künftigen Besatzer in ihrem Urteil milde stimmen zu können. Der Burg theaterzwerg erklärt sich zu diesem Handel bereit, wenn er im Gegenzug mit den Liebesdiensten der ältesten Tochter, Mitzi, belohnt würde. Das bevorstehende Ende des NS-Regimes hat ihm plötzlich hohen Marktwert verschafft : »I steh jetz gonz onders do, wo der Russ kimmt«193, weist er Resis 191 BT, S.  160. 192 BT, S.  161. 193 BT, S.  171. 140 | Lektüre- und Deutungsvorschläge Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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