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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
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Regionalismen, etwa das »Behmakeln« (»Freindinnen«209, »Esterreichertum«210 usw.), das auch Löffler in ihrer Rezension anführt211, sowie die echte und vor- getäuschte Unfähigkeit, diese Regionalismen zu simulieren (so genannter »Ma- riandl-Dialekt«).212 Das Simulieren von Dialekten kommt zum Beispiel in fol- gender Aufforderung Schorschs an Käthe zutage : Schorsch : A daitsches Madl in Polen wirst jetzt spün. In der Wojwodschaft Luzk. Und aus. Konnst scho onfongen, den Akzent lernen, gö !213 Die in dieser sprachlichen Mixtur geführten Dialoge entbehren dabei nicht einer gewissen Komik, die jener von Hans-Moser-Filmen nicht unähnlich ist, baut diese doch auf eben jenen Brüchen zwischen Hochsprache und Dialek- ten auf, mit denen sich Moser in die Herzen der Kinobesucher witzelte. Hinzu kommt im »Burg theater«-Stück allerdings die Beimischung nationalsozialisti- scher Diktion : Schorsch : Seind Sie vielleicht die rote Pest ? Ui jegerl ! Istvan : Seind Sie vielleicht die Fratze des Bolschewismus ? Ui jegerl, hob i an Spun- dus ! Schorsch : Seind Sie vielleicht der Vertreter des Weltjudentums ? Mir kaufen nix ! Alpenkönig : Hier bin ich nur Österreicher, hier darf ichs sein. Käthe : Wos sokt der notiche Mensch ? Schorsch : Er sokt, er ist oin Ausländer. Istvan : A Behm ? A Krowot ? Schaißlich !214 Bereits an diesem kurzen Textausschnitt wird Jelineks Anspielungsreichtum sowie ihre komplexe Zitationsweise deutlich, in welcher sie etwa (leicht ver- fremdete) Verse aus deutschen Klassikern (hier : Goethes »Faust«) mit Kas- perl-Ausrufen (»Ui jegerl !«) und der NS-Diktion (»Fratze des Bolschewismus«, »Weltjudentum« etc.) montiert und damit die Sprachgebrauchsformen der Fi- guren als tendenziös und scheinhaft entlarvt. Die Künstlichkeit der Sprache ist als zentrale dramaturgische Besonderheit des Stücks festzuhalten. Jelineks Anweisung für Regie und Darsteller lautet : 209 BT, S.  133. 210 BT, S : 135. 211 Löffler stellt (unter anderem) »bemahkelnde Lautverschiebungen« in dem Text fest : Luder- sinn, S.  220. 212 Vgl. Kerschbaumer, Porträt einer Dichterin, S.  150. 213 BT, S.  140. 214 BT, S.  145. 144 | Lektüre- und Deutungsvorschläge Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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