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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 157 -
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gens, stellte in einem Leitartikel sogar die Behauptung auf, dass Jelineks Stück bei dem fast 90-jährigen Attila Hörbiger Herzversagen hervorrufen könne.273 War Jelinek zuvor nur das Feindbild der bürgerlichen ÖVP gewesen, so ge- sellten sich nun die »Kronen Zeitung« und die damalige FPÖ zu dieser jelinek- feindlichen Koalition, die gegen die Autorin zu Felde zog und sie als »Nestbe- schmutzerin« und »Staatsfeindin« attackierte. Zu diesen Angriffen äußerte sich Jelinek in einem ORF-Interview am 11.  November 1985 in einem Beitrag, der anlässlich der Uraufführung des Stücks in Bonn gebracht wurde, folgenderma- ßen : »Es wird noch immer gesagt, dieses Stück hätte vor 40  Jahren geschrieben werden sol- len. Aber vor 40 Jahren war ich noch nicht geboren. Ich war eben erst jetzt imstande, es zu schreiben. Und zu sagen, man soll diese alten Leute in Ruhe lassen, das ist ganz un- glaublich, wenn man bedenkt, daß der Faschismus sich nicht hätte halten können ohne diese Massenmedien-Industrie ; daß jemand in einem Propaganda-Spielfilm mitmacht, eine tragende Säule des Nazi-Regimes ist. Nicht ein Mitläufer, der in irgendetwas aus Dummheit hineingeschlittert ist.«274 Jelinek zeigte sich in dieser Diskussion also (zunächst) offensiv. Mit »Burg- theater« hatte sie erstmals ein Bühnenstück mit deklariertem Österreich-Bezug verfasst. Die Verweigerung der Republik, das Stück als dramatisch dargebrachte Kritik einer anerkannten Schriftstellerin zu verstehen (auch Claus Peymann lehnte die Aufführung des Stücks während seiner Zeit als Burg theater-Intendant aus »qualitativen Gründen«275 ab), quittierte sie schließlich mit einem Auffüh- rungsverbot, das die Ausnahme vorsah, dass »Burg theater« in Österreich über- haupt nur am Wiener Burg theater gespielt werden dürfe (»Es muß dorthin, wo es wehtut.«276), was bisher nicht geschehen ist. In kleinem Rahmen wurde »Burg theater« in Österreich ein paar wenige Male gezeigt : So gab es 1983 im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Theater und Fa- schismus in Österreich 1933  – 1945« eine Lesung des Stücks. 1986 wurde vom Kommunistischen Kulturbund aus Anlass der Burg theaterfeiern eine weitere Lesung abgehalten. Am 17.  September 1991 wurde auf Radio  ö1 eine Hör- spiel-Fassung unter dem Titel »Burgteatta« gesendet.277 Auf einer Theaterbühne 273 Vgl. profil, Nr.  48, 1985, S.  14. 274 Jelinek in einem ORF-Interview vom 11.11.1985 im Rahmen eines Beitrags von Krista Fleischmann, zitiert nach : Perthold, Elfriede Jelineks dramatisches Werk, S.  251. 275 Hochholdinger-Reiterer, Amok, S.  45. 276 Jelinek in einem Gespräch mit Gerhard Moser von der KP-nahen Zeitschrift »Volksstimme«, Faksimile des Artikels abgedruckt in : Janke, Nestbeschmutzerin, S.  182. 277 Hochholdinger-Reiterer, Amok, S.  46. 157 »Burg theater«  |
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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