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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 159 -
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Figuren ins Übermenschliche, ich mache also Popanze aus ihnen«, so die Auto- rin. Nicht um »abgerundete Menschen mit Fehlern und Schwächen«, gehe es ihr, sondern um »Polemik, starke Kontraste, harte Farben, Schwarz-Weiß-Malerei ; eine Art Holzschnitttechnik«281. Wiederholt ließ die Autorin ausdrücklich ausrichten, dass es sich im kon- kreten Fall um »ein Stück über Sprache, aber nicht ein Stück über Personen«282 handle. »Burg theater« sei zwar »an realen Personen orientiert, die in der Zeit des Faschismus berühmte Schauspieler waren…, aber nicht die Personen als solche sind mir wichtig gewesen, sondern das, wofür sie standen, was sie repräsentieren, wofür sie sich zum Werkzeug machten«283. Dennoch ließ sich die Autorin  – al- len Beteuerungen zum Trotz, in dem Stück gehe es um den Missbrauch der Sprache, nicht um die Denunziation realer Personen  – zu einigen öffentlichen Äußerungen über Paula Wessely und die Hörbiger-Brüder hinreißen, mit wel- chen sie auf eben jene Kritiken einging, die sie als fehlgeschlagen betrachtete, wodurch sie für die Presse umso angreifbarer wurde. So meinte sie etwa in Paula Wessely eine Schlüsselfigur der österreichischen Theater- und Filmgeschichte zu erkennen, die sich durch ihre vorgeschobene Naivität in diesen Jahren persönlich schuldig gemacht habe, was in Österreich nicht bemerkt werden wolle. Ucickys »Heimkehr«-Film, in dem Wessely die Hauptrolle gespielt hatte, sei »der schlimmste Propagandaspielfilm der Nazis überhaupt«284 gewesen. Wesselys Mitwirkung sowohl an ablenkenden Filmen als auch an diesem Propagandafilm werde bis heute unterschätzt : »Man darf nicht vergessen, daß Paula Wessely der höchstbezahlte weibliche Star der Nazizeit war. Das Argument einer ›unpolitischen Frau‹ … kann ich nicht akzeptieren. (…) Ich habe Paula Wessely nie für eine große Schauspielerin gehalten. Sie hat nur einen Ton gehabt, und besonders mißfallen hat mir ihr prononciertes Natürlichsein… es war eine Art Natürlichkeitsschleim, den sie über ihr Spielen breitete. … Dieser Na- türlichkeitswahn, der etwas Künstliches in Natur verwandeln will, liegt auf einer Linie mit der Naturhaftigkeit der Geburt in Blut und Boden des Vaterlandes. … Ihre Person ist das genaue Gegenteil von dem, was ich für interessant halte am Theater.«285 Die Frage, ob die Wessely/Hörbigers für die Figuren von Jelineks »Burg theater«- Stück Pate gestanden haben, muss tatsächlich positiv beantwortet werden  – auch 281 Dies., Ich schlage sozusagen mit der Axt drein, S.  14. 282 Dies., zitiert nach : Friedl, Die Tiefe der Tinte, S.  44. 283 Dies., Ich schlage sozusagen mit der Axt drein, S.  16. 284 Dies., zitiert nach : http://www.elfriedejelinek.com (Zugriff am 23.8.2005). 285 Ebd. 159 »Burg theater«  |
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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