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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 182 -
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Treudes Recherchen zufolge stammt dieser Spruch von Jelinek selbst. Einer jüdischen Mesusa gleich, die am Türpfosten angebracht ist, um das Haus zu schützen, sollte er Jelineks Roman schützen  – wovor genau, dürfte nicht bekannt sein.426 Die Schriftrolle weist aber bereits den Weg zum Titel des Romans. In der Taschenbuchausgabe wurde auf die durchaus erhellende Übersetzung ins Deutsche leider verzichtet. Was an Plot aus »Die Kinder der Toten« extrahiert werden kann, lässt sich wie folgt zusammenfassen : Situiert ist der Roman in einem steirischen Bergdorf und dessen näherer Umgebung427, einem »Wildalpengebiet mit seinen Seen und … [einem] Schlößchen des Erzherzogs der Habsburger«428. In einem Prolog wird von einer nicht näher definierten Erzählinstanz429 die Vorgeschichte einer Protagonistin erzählt : In der »Pension Alpenrose« werden sieben Gäste von ei- nem Chrysler Voyager für einen Ausflug abgeholt, dessen Chauffeur »gemäß der Landessitte«430 leicht angetrunken ist. Mit überhöhter Geschwindigkeit fährt der überfüllte Wagen eine schmale Serpentinen-Straße entlang und kollidiert mit einem holländischen Reisebus. Vier der Insassen sind sofort tot, auch Karin Frenzel kommt bei dem Unglück ums Leben  – jedenfalls dem Anschein nach, denn die pensionierte Sekretärin und »ewige Tochter«431, die ein Leben lang das »Herrschaftsobjekt ihrer tyrannischen Mutter«432 gewesen ist, kann/darf noch nicht sterben : Sie soll als Untote das im Leben Versäumte nachholen.433 KARIN FRENZEL kehrt in die »Pension Alpenrose« zurück, wo sich bereits andere Untote eingefunden haben, die als »Licht- und Schattenflecken«434 durch die Räumlichkeiten huschen, darunter die Philosophiestudentin Gudrun Bichler, die sich wegen des universitären Leistungsdrucks in der Badewanne die Pulsadern aufgeschnitten hat und jetzt einem ebenfalls untoten Jüngling hinterherlechzt, der sich mit Gas vergiftet hat, sowie Edgar Gstranz, ge- wesene Sportskanone und ehemaliger B-Kaderläufer im österreichischen Ski- team, der wie Karin Frenzel bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. 426 Vgl. Treude, Die Kinder der Toten, S.  114. 427 Explizit ausgewiesen, etwa auf S.  48 : »… seien wir in der Steiermark ! Dort wollen wir ge- funden werden.« Oder auch auf S.  59 : »In der Steiermark scheint es einen Ort zu geben, der Träger des Realen ist…«. 428 KDT, S.  8. 429 Zur Erzählinstanz vgl. 3. 2. 5. dieser Studie. 430 KDT, S.  9. 431 KDT, S.  236. 432 Scheidl, Ein Land auf dem rechten Weg, S.  149. 433 Vgl. ebd. Ähnlichkeiten zwischen Karin Frenzel und Erika Kohut aus »Die Klavierspie- lerin« drängen sich auf, vgl. dazu Kapitel  1.5 dieser Studie. 434 KDT, S.  57. 182 | Lektüre- und Deutungsvorschläge Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische EinfĂĽhrung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. ResĂĽmee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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