Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 221 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 221 - in Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung

Bild der Seite - 221 -

Bild der Seite - 221 - in Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung

Text der Seite - 221 -

3.2.5.2 Klingendes Österreich : Von Volksmusik bis Austropop »Einige Takte Volksmusik, Ötztaler Bläser schlagen ihre Lippen und Zähne in Menschen, die dauernd glauben, daß sie derweil etwas Besseres gerade versäumen, vielleicht Zillertaler Schürzenjäger …«673 Auch österreichisches Liedgut, das Volkslieder und das Jodeln ebenso ein- schließt wie die Bundeshymne und Austropop à la Rainhard Fendrich674, wird in »Die Kinder der Toten« wiederholt als dankbares Mittel zur Zerstreuung aller Selbstzweifel beschrieben : »Die Forderungen der Feriengäste gehen jetzt … in eine ganz andere Richtung, stärker ins Volkstümliche, damit sie die Niederlage ihres Lebens durch einen großen Sieg, den Sieg im zweiten Weltkrieg, krönen können, den dieses Volk im Singen und Jodeln ge- wonnen hat…«675 Die bösen Seitenhiebe auf (vorwiegend) triviale Musikgenres rühren nicht von ungefähr  – nichts wird von Elfriede Jelinek, die selbst seit frühester Kindheit in klassischer Musik an verschiedenen Instrumenten ausgebildet wurde, dem Zufall überlassen. In »I am from Austria« besingt Fendrich seine fast schon romantische Liebe zur Heimat (»Do bin i her, da g’hör i hin«676). Selbstkriti- sche Töne sind in trivialen Musikgenres wie volkstümlicher Schlagermusik oder Austropop nicht üblich, denn diese bedienen das Bedürfnis nach Harmonie und Wunscherfüllung. In diesem Sinne zielt diese Art von Unterhaltungsmusik auch darauf ab, den Nationalstolz zu befriedigen und zu befördern. Prinzipiell schaffen Schlagermusik und ähnliche Musikrichtungen einfache, harmonische und scheinbar eindeutige Bilder, die  – je nach Intention  – mit un- terschiedlichen Bedeutungen aufgefüllt werden können. Auf diese Weise kann auch die von Jelinek kritisierte seichte Unterhaltungsmusik zu einer Aussage werden (nach Barthes können »die Objekte selbst … [zu] Aussagen werden, wenn sie etwas bedeuten«).677 673 KDT, S.  304. 674 Vgl. KDT, S.  19. 675 KDT, S.  22. 676 Steht zum Beispiel als Musikvideo auf YouTube zur Verfügung : http://www.youtube.com. 677 Ebd., S.  87. 221 »Die Kinder der Toten«  |
zurück zum  Buch Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung"
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek