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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
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»Der Standard«, sondern eine »Zustandsschilderung«870 : Sie bemühe sich, für bestimmte Inhalte auch spezifische ästhetische Methoden zu finden, die von der Sprache selbst ausgehen.871 In dieser Hinsicht entspricht »Das Lebewohl« Je- lineks ästhetischem Programm. Doch im Gegensatz zu den meisten ihrer ande- ren Theatertexte gibt es in »Das Lebewohl« mit dem Sprecher eine wirkliche, greifbare Figur, die man »notgedrungen«872 als Jörg Haider definieren könne, so die Autorin. »Das Lebewohl« ist zusammen mit zwei weiteren kleinen Dramen (»Das Schweigen« und »Der Tod und das Mädchen«  II) im Jahr 2000 im Berlin Verlag erschienen und wurde 2004 wiederaufgelegt. Der Inhalt des Texts lässt sich wie folgt in nur wenigen Sätzen zusammen- fassen : Der Sprecher kündigt seinen Rückzug aus der Bundes- in die Landes- politik nach Kärnten an und verabschiedet sich mit pathetischen Floskeln von seiner Anhängerschar : schönen, stummen Knaben, die ihm Blumen streuen und seiner Rede andächtig lauschen. Der Abschied beinhaltet jedoch gleichzeitig die Ankündigung der beabsichtigten Wiederkehr : »Wir werden kommen. Und bleiben.«873 Der Rückzug wird damit als strategischer Schachzug angedeutet, der eine fulminante Rückkehr in Aussicht stellt. Im Zentrum des Texts steht wiederum nicht dessen Inhalt, sondern vielmehr die Auswahl der Formulierungen, die verwendeten Bilder, Zitate und Intertexte. Der französische Untertitel des Dramas (»Les Adieux«) bezieht sich ver- mutlich auf Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr.  26  – eine Sonate, in der das immer gleiche Thema in Variationen wiederaufgegriffen wird. Beethovens Sonate kann als musikalisches Pendant zu der Abschiedsrede der Hauptfigur begriffen werden, die in selbstmitleidiger Manier des Sprechers um das immer gleiche Thema (»Ich muß jetzt in mein Bundesland zurückfahren«874) kreist. Rückbezüge zu möglichen Prätexten sind im Falle von »Das Lebewohl« schnell ausgemacht, denn die Autorin hat ihrem Stück dezidierte Hinweise auf ihre Referenzliteratur vorangestellt. Zum einen dankt sie der Zeitschrift »News« : Diese hatte im März 2000 einen Originaltext Jörg Haiders mit dem Titel »Glücksgefühl nach bangen Stunden«875 abgedruckt, in welchem Haider seinen Rückzug aus der Bundespolitik kommentiert hatte. Und zum anderen 870 Jelinek in einem Interview mit der Tageszeitung »Der Standard«, zitiert nach : Janke, Nestbe- schmutzerin, S.  148. 871 Dies., zitiert nach : Ebd. 872 Dies., zitiert nach : Ebd. 873 LW, S.  23. 874 LW, zum Beispiel S.  11, 15, 25, 27. 875 News Nr.  10, S.  30  f. 251 »Das Lebewohl«  |
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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