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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Seite - 273 -
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Auch Haider gründete seine politische Karriere nicht zuletzt auf der Konst- ruktion und Aufrechterhaltung von Feindbildern, gegen die er mit seiner Partei und auch persönlich vorzugehen trachtete : etwa gegen die »Großkopferten«997 in Wien und Brüssel, gegen »Linke« (im weitesten Sinne), »Ausländer« und Juden oder in Kärnten auch gegen die autochthone Volksgruppe der Kärntner Slowenen (erinnert sei hier nur an den nicht enden wollenden »Ortstafelstreit«). Dabei schuf er das Image des »Privilegienritters«, der die Nöte des »kleinen Mannes« kenne und unerschrocken für dessen soziale Besserstellung kämpfe. Auch der Sprecher erkennt : »Denn der kleine Mensch, der braucht sein kleines Haus.«998 Die in Jelineks Text geschilderte Haider-FPÖ der 1990er Jahre kommt in eini- gen Punkten der im theoretischen Teil dieser Studie wiedergegebenen Charak- terisierung Wolfgang Wippermanns einer (idealtypischen) faschistischen Partei auffallend nahe : Sie ist streng hierarchisch nach dem Führerprinzip gegliedert, zelebriert ihren politischen Stil auf ritualisierten Massenkundgebungen und be- tont dabei ihren jugendlichen und vor allem männlichen Charakter. Im Mittel- punkt ihrer politischen Agitation steht die Ablehnung und (verbale) Bekämp- fung von Außenstehenden.999 Dass das Versprechen der Besserstellung oftmals mit der Zurücksetzung an- derer (den Feinbild-Gruppen angehörenden bzw. gemeinschaftsfremden Perso- nen) eingelöst werden wollte, vermochte immerhin knapp ein Drittel der Wähler bei den Nationalratswahlen im Herbst 1999 nicht abzuschrecken : Nach einem aggressiven »Anti-Ausländer«-Wahlkampf erreichte die Freiheitliche Partei Ös- terreichs unter Bundesobmann Jörg Haider knapp 27  Prozent der Wählerstim- men  – ein demokratiepolitisch zweifelhafter Erfolg, welcher mit der in Jelineks Text angebotenen Deutung des Sprechers  – eine Verschränkungsfigur von (homoerotischer) Sexualität, Macht und Verführung1000  – jedenfalls zum Teil erklärt werden kann. 997 LW, S.  21. 998 LW, S.  32. 999 Vgl. Wippermann, Hat es Faschismus überhaupt gegeben, S.  56. Vgl. dazu auch Kapitel  1.4.1 dieser Studie. 1000 Vgl. Lücke, Gespenster, S.  93. 273 »Das Lebewohl«  |
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Titel
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Untertitel
Eine historiografische Untersuchung
Autor
Sylvia Paulischin-Hovdar
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
328
Schlagwörter
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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