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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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34 Bilder, Nachrichten, Sensationen · Die Zeitungsstadt Wien um 1900 Zeitung hebt sich optisch von den recht behäbigen Konkurrenzprodukten wie dem Interessanten Blatt oder den Wiener Bildern ab. Die Titelseite ist gekenn- zeichnet durch den klaren, einfachen Schriftzug des Titels. Sie verwendet also einen Zeitungskopf, der ohne Vignetten auskommt. Unter dem Titel findet sich stets ein großformatiges Foto. Auch im Innenteil setzt das Blatt auf fast durchgehende Fotobericht- erstattung. Die Sensationsgier der Kriegsberichter- stattung verstärkt diesen Trend zur fotografischen Bebilderung der Ereignisse. Und dennoch: Kommer- ziell hat das Blatt Mühe, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Im November 1915 wird das Format der Zeitung verkleinert, die redaktionelle Leitung übernimmt nun Julius Ornstein.35 Allerdings scheint sich der Verkaufserfolg des Blattes nicht zu bessern, denn Ende Dezember 1916 wird sie – ohne Angabe von Gründen – eingestellt.36 Ein visuell anspruchsvolleres Konzept verfolgt die Wochenzeitung Der Samstag (Abb. 9), die im Ok- tober 1906 vom Druckereibesitzer, Ansichtskarten- verleger und Kalenderproduzenten Franz Schöler in Wien-Döbling gegründet wird. Die Zeitung wendet sich an ein gutbürgerliches Publikum, es bietet den Lesern „gediegenen Inhalt“. Es ist weniger populär aufgemacht als etwa Das interessante Blatt. Neben aktueller politischer Berichterstattung finden sich im Blatt auch Bildgeschichten über Theater, Litera- tur, aber auch über Katastrophen, Unglücksfälle und andere Sensationen, ferner „erstklassige Romane, No- vellen und Gedichte“, wie es in der ersten Nummer heißt.37 Das Blatt versucht gar nicht erst den Spagat zwischen alten und neuen Medien. Es gibt von An- fang an der Fotografie den Vorzug. Die Zeitung ist gut gedruckt (allerdings nicht im Kupfertiefdruck) und modern gestaltet. Jede Woche führt unter dem Titel ein seitenfüllendes Foto in das Heft ein. Der Samstag ist eine Illustrierte neuen Typs, die den Trend der Zeit aufnimmt: Das fotografische Bild wird in der Berichterstattung immer wichtiger. Nach zweieinhalb Jahren scheitert dieses Experiment aller- dings, am 27. Februar 1909 erscheint die letzte Aus- gabe. Der Grund dafür liegt weniger in der Machart des Blattes als in der geringen Auflage, den fehlen- den Werbeeinnahmen und im kurzen kommerziellen Atem des Verlegers. Eine illustrierte Wochenzeitung, die keinem der großen Medienkonzerne des Landes angeschlossen ist, hat, so zeigt dieses Beispiel, be- reits in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg keine Überlebenschance. Technische Neuerungen, kommerzielle Umbrüche Die Österreichische Zeitungs- und Druckerei-Ak- tiengesellschaft steigt, wie berichtet, knapp vor dem Ersten Weltkrieg zum marktbeherrschenden Wie- ner Konzern im Bereich der illustrierten Presse auf. Anlass für diese Konzentrationsbewegung sind tief greifende Veränderungen im Zeitungsgeschäft, die in den 1890er Jahren einsetzen und um 1910 ihren Höhepunkt erreichen. Betroffen davon ist besonders die illustrierte Presse. Technische und kommerzielle Umbrüche gehen Hand in Hand: In den Jahren um 1900 stellen fast alle illustrierten Zeitungen nach und nach auf den Druck von Fotografien um. Die bisher vorherrschenden Zeichnungen und Holzschnitte wer- den schrittweise von Autotypien abgelöst, das sind Fotografien, die im Rasterverfahren gedruckt werden. 1896 richtet der Berliner Ullstein Verlag für die Ber- liner Illustrirte Zeitung eine eigene Bildätzerei ein.38 Auch zahlreiche österreichische Blätter stellen um 1900 auf den Fotodruck um. Dies erfordert massive Investitionen in die technische Ausstattung der Dru- ckereien. Chemigrafische Anstalten, die für die Her- stellung druckfertiger Bildvorlagen notwendig sind, müssen eingerichtet werden. Kaum ist dieser Schritt vollzogen, setzen weitere technische Verbesserungen des Fotodrucks ein. In den Jahren nach 1900 stellen in Europa die ersten Illustrierten auf den Kupfertiefdruck um: 1902 be- ginnt der Ullstein-Konzern vereinzelt mit dem Einsatz neuer, schnellerer Rotationstiefdruckmaschinen, ab 1910/1912 setzt sich das Verfahren bei den großen, auflagenstarken Blättern in anderen europäischen Ländern durch.39 Im April 1914 hält der Kupfertief- druck in der österreichischen illustrierten Presse Einzug. Sowohl Das interessante Blatt wie auch die Wiener Bilder, mittlerweile zum selben Unterneh- men gehörend, stellen nun – zumindest in einem Teil
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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