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42 Die Jagd nach Sensationen · Pioniere der Pressefotografie
Bing, die beide schwerpunktmäßig als Theater- und
Schauspielerfotografen tätig sind, arbeiten ab 1910
häufig für die illustrierte Presse.
Eine Reihe weiterer Atelierfotografen arbeitet
um 1900 auch für die Presse: Gustav Schreiber (ab
1898), Georg Philipp von der Lippe (ab 1898), Gustav
Broser (ab 1899), Josef Sztranyak, Johann Wawra (ab
1900) (Abb. 6), Oscar Pietzner (ab 1903), Franz Jürets
(auch Jurecs, ab 1903), Franz Pawlik (ab 1903), Josef
Juretsch (ab 1904), Adalbert Panek (ab 1904), Charles
Wagner (ab 1905), Carl (auch Karl) Triebel (ab 1905),
Gustav Hajek (ab 1907), J. Krotsch (ab 1910), Josef
Schiestl (ab 1911) und Isidor Michalup (ab 1912). Ei-
nige von ihnen fotografieren regelmäßig für die Zei-
tungen, andere nur gelegentlich.
Pressefotograf: Ein neuer Beruf entsteht
Nach 1900 nimmt die Nachfrage nach fotografi-
schen Pressebildern deutlich zu. Die herkömmlichen
Atelierfotografen, die nebenbei den Zeitungsmarkt
bedienen, können mit den geänderten Anforderun-
gen – Geschwindigkeit, Mobilität, neue Themen – im-
mer weniger Schritt halten. Allmählich entsteht eine
neue Generation von Fotografen, für die die Zeitungs- arbeit immer wichtiger wird. Sie unterhalten zwar in
der Regel noch ein Atelier, dieses wendet sich aller-
dings nur noch teilweise an die Laufkundschaft mit
Porträtaufträgen. Das Studio ist nun in erster Linie
Labor und organisatorische Basis, von wo aus der
kommerzielle Verkehr mit den Redaktionen abgewi-
ckelt wird. Viele dieser neuen Pressefotografen ab-
solvieren aber noch eine klassische Ausbildung im
Atelier, wenden sich dann aber immer stärker dem
Zeitungsgeschäft zu. Andere pendeln noch eine Weile
zwischen Atelier- und Pressearbeit. Die meisten die-
ser jungen, aufstrebenden Fotografen arbeiten auf
eigene Faust, meist allein oder zu zweit. Sie sind in
der Regel bei keiner Zeitung fest angestellt, sondern
bieten ihre Dienste freiberuflich unterschiedlichen
Blättern an. Es fällt auf, dass die „Ateliers“ dieser
neuen Generation von Pressefotografen immer öfter
vom Zentrum in die Vorstadt wandern. Dort sind die
Mieten billiger, häufig werden die Atelier- bzw. Labor-
räume in der eigenen Wohnung eingerichtet.
Im Jahr 1895 – also nur wenig später als
Anton Huber – beginnt Viktor Angerer für die illus-
trierte Presse zu arbeiten. Neben seiner Ateliertä-
tigkeit übernimmt er regelmäßig Aufträge als Pres-
sefotograf.7 Er fotografiert Schauspieler, öffentliche
Abb. 6 Frühjahrsparade
auf der Schmelz in Wien.
Kaiser Franz Joseph
und Prinz
Rupprecht von Bayern auf dem
Weg zum
Exerzierfeld. Das in-
teressante Blatt, 26.
April 1900,
S.
7. Foto: Johann Wawra.
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
- Untertitel
- Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
- Autor
- Anton Holzer
- Verlag
- Primus Verlag
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86312-073-3
- Abmessungen
- 23.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
- Neue illustrierte Welt Einleitung 10
- Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
- Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
- Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
- Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
- Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
- Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
- Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
- Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
- Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
- Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
- Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
- Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
- Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
- Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
- Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
- Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
- Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
- Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
- Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
- Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
- Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
- Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
- Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
- Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
- Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
- Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
- Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
- Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
- Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
- Anhang