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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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110 Mit der Kamera bewaffnet · Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg Ortschaften oder Städten im Hinterland der Front haben. Die Kriegsberichterstatter stehen in enger Abhängigkeit zum Militär, sie nutzen dessen Ein- richtungen und Fahrzeuge und sind auf die Nach- richtenflüsse angewiesen, die dort zusammenlaufen. Umgekehrt aber kommen sie auch in den Genuss von zahlreichen Privilegien und Vergünstigungen. Ein Foto, das im Januar 1915 veröffentlicht wird, zeigt sehr deutlich die Symbiose zwischen Kriegs- berichterstattung und Militär (Abb. 6). Zu sehen ist ein Wagen, der vor dem Eingang des Armeehaupt- quartiers steht. Auf dem Rücksitz (mit einem Kreuz markiert) hat der Kriegsfotograf Julius von Jelfy Platz genommen, der v. a. für ungarische Blätter berichtet. Im Bildtext heißt es: „Unser Kriegskorrespondent von Jelfy (x) verläßt nach einem Empfang beim Armee- kommandanten G.(eneral) d. K.(avallerie) Dankl das Armeehauptquartier in ... (Russisch-Polen).“18 Der Ort des Armeekommandos ist in der Zeitung aus Si- cherheitsgründen bewusst nicht genannt. Das Bild ist ein wichtiges Dokument. Es gibt nämlich kaum Auf- nahmen von Kriegsfotografen während ihrer Arbeit. Interessant ist das Foto aber auch deshalb, weil es die Rolle des Kriegsberichterstatters veranschaulicht. Dieser geht selbstbewusst im Armeekommando ein und aus und verkehrt auf Augenhöhe mit den höchs- ten Offizieren. Auch die Tatsache, dass ihm ein teures Automobil zur Verfügung gestellt wird, unterstreicht seine privilegierte Position. Als Hauptlieferant für aktuelle Kriegsbilder fun- giert das k. u. k. Kriegspressequartier (KPQ). Es nimmt Pressefotografen etablierter Blätter und ande- re Berufsfotografen in seinen Dienst und beauftragt sie mit Fotoexkursionen ins unmittelbare Frontgebiet. Viele von ihnen haben bereits vor dem Krieg für die il- lustrierte Presse gearbeitet. Den Kriegsfotografen des KPQ ist es erlaubt, weiterhin für ihre früheren Auf- traggeber – die illustrierten Zeitungen – zu arbeiten. Zu den wichtigsten Fotografen des KPQ zählen:19 Johann Bálint, der vorwiegend für die ungarische Zei- tung Pesti Napló (Pester Tagblatt) arbeitet. Rudolf Ba- logh ist für die ungarische Wochenzeitung Vasárnapi Újság (Sonntagsblatt), aber auch für österreichische und deutsche Blätter tätig. Der Wiener Fotograf Fried- rich Bittner arbeitet u. a. für die Wiener Illustrierte Zei- tung.20 Karl Dittera, aus Nagyszeben (Hermannstadt, heute: Sibiu) stammend, arbeitet vor und während des Krieges für die bekannte in Budapest erscheinen- de Zeitung Az Est (Der Abend). Alexander Exax ist der Jüngste unter den österreichischen Kriegsfotografen. Er beginnt im August 1914 für die Fotoagentur „Kilo- phot“ zu arbeiten. Hugo Ritter von Eywo ist Fotograf und als „Kino-Operateur“ (Kameramann) auf mehre- ren Kriegsschauplätzen im Einsatz, ebenso Heinrich Findeis. Eduard Frankl betreibt vor dem Krieg ein gut gehendes Unternehmen für Pressefotografie in Ber- lin-Friedenau und ist seit 1915 Mitglied im KPQ. Der aus Temeswar (Timis¸oara) stammende Aladár Hehs tritt Anfang 1916 in das KPQ ein. Der Pressefotograf Julius von Jelfy fotografiert für den Budapester Pho- to-Riport (Photo-Report) und ist v. a. an der Ostfront tätig. Auch Rudolf (Rezsö) Kaulich fotografiert über- Abb. 5  „Der  Photograph  im  Schützengraben“.  Die  Realität  sieht  anders  aus:  Meist  werden  die  Schlachtfelder  erst  nach  den  Kämpfen  fotografiert.  Österreichs Illustrierte Zeitung,  14.  Oktober  1917,  Titelseite.  Foto:  Bild-  und  Filmamt  (BUFA).
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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