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179Konservative
Wende
die Hegemonie. Dieser Schwenk kennzeichnet nicht
nur die Bühne, sondern lässt sich auch in den meisten
anderen Zeitschriften ähnlichen Formats feststellen.
Freilich wäre es verkürzt zu behaupten, dass dieser
Prozess einen Kampf zwischen zwei deutlich getrenn-
ten Lagern widerspiegele. Die Realität ist komplexer:
Konservative Lichtbildner, viele von ihnen Amateure,
wie etwa Maximilian Karnitschnigg, Hermann Brühl-
meyer, Rudolf Schloß, Oswald Elbl oder Hans Hannau,
die der neuen Sachlichkeit und dem Neuen Sehen den
Abb. 12 „Badendes Mädchen“.
Die Bühne,
Erstes Juniheft
1933, S.
9. Foto: Hans Ma-
densky.
Abb. 13 „Landkapelle“. Die
Bühne,
Zweites Augustheft
1937, S.
12. Foto: Robert Haas.
in den 1930er Jahren noch konsequent modern ar-
beitenden Fotografen der Bühne gehören u. a. Rudolf
Spiegel, Martin Imboden, Kurt Husnik und Robert
Haas, der zahlreiche anspruchsvolle Fotoreportagen
zusammenstellt und sich oft einen ironisch-distan-
zierten Blick bewahrt (Abb. 13).
Eine Sonderstellung nimmt Hans Oplatka ein, der
neben seiner Haupttätigkeit, der Herausgabe des
Sonntag, selbst fotografiert und – meist recht konven-
tionelle – Reportagen für die Bühne zusammenstellt.
Vor allem aber tritt er als Bindeglied zur modernen
und kreativen österreichischen Fotoszene hervor.
Durch seine Vermittlung findet ab Mitte der 1930er
Jahre eine Reihe von sehr guten tschechischen Foto-
grafen den Weg zum Sonntag und zur Bühne, etwa
Alexandr Hackenschmied und Jan Lukas, der Mitte
der 1930er Jahre eine Zeit lang in Wien lebt.24
Kampf ansagen, drängen nun immer stärker in die
Öffentlichkeit. Umgekehrt erweitern einige der mo-
dernen Fotografen ihr Spektrum und passen sich in
ihren Zeitungsarbeiten den herrschenden Umständen
und Stimmungen an. Trude Fleischmann etwa, die
mit ihren gemäßigt modernen Porträts, Tanzstudien
und Akten bekannt geworden ist, bedient sich in den
1930er Jahren in ihren Landschafts- und Reisebil-
dern, die sie u. a. auch in der Bühne veröffentlicht, ei-
ner anderen, deutlich konservativeren Bildsprache.23
Wieder andere bedienen, je nach Themenstellung und
Auftrag, sowohl moderne wie konservative Vorgaben.
Zu ihnen gehören neben vielen anderen etwa Hans
Madensky (Abb. 12), Lotte Meitner-Graf, Otto Skall,
Hans Casparius, Franz Mayer, Ernst Hartmann, Franz
Senkinc, Nikolaus Schwarz, Willy Eggarter, aber auch
Heinz von Perckhammer. Zu den talentiertesten, auch
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
- Untertitel
- Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
- Autor
- Anton Holzer
- Verlag
- Primus Verlag
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86312-073-3
- Abmessungen
- 23.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
- Neue illustrierte Welt Einleitung 10
- Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
- Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
- Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
- Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
- Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
- Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
- Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
- Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
- Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
- Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
- Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
- Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
- Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
- Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
- Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
- Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
- Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
- Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
- Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
- Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
- Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
- Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
- Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
- Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
- Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
- Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
- Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
- Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
- Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
- Anhang