Seite - 211 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

211Die Fotoreportage setzt sich durch 1930 finden sich auch geschlossene Reportagen eines einzigen Fotografen. Ein Teil dieser Bildgeschichten wird aus dem Ausland zugekauft, etwa vom deut- schen Fotografen Willi Ruge oder vom Ungarn Emme- rich Kelen, der 1931 eine schöne Reportage über den Goldrausch in Ungarn liefert.31 Im selben Jahr beginnt auch der in Frankfurt lebende Fotograf Paul Edmund Hahn regelmäßig für den Welt-Guck zu arbeiten. Prak- tisch in jeder Nummer erscheinen nun von ihm kür- zere oder längere Reportagen zu alltäglichen Themen. Aber auch etablierte Wiener Fotografen, wie etwa Lothar Rübelt, veröffentlichen öfter Bildgeschichten im Welt-Guck. Am 26. Juli 1931 etwa erscheint eine Reportage Rübelts über den „Grafen Zeppelin“ und seinen aufsehenerregenden Österreich-Rundflug. Die Bildgeschichte beginnt auf der Titelseite mit einer Aufnahme, die das Luftschiff nach seiner Landung in Wien-Aspern zeigt (Abb.  11). Im Blattinneren wird die Reportage (die im katholisch-konservativen Welt- Guck „Bildbericht“ heißt) fortgesetzt (Abb.  12). „In den ersten Morgenstunden des Sonntags“, schreibt Rübelt, der nicht nur die Bilder liefert, sondern dies- mal auch für den Text verantwortlich ist, „begann der erste offizielle Österreichflug des ‚Graf Zeppelin‘. Dr. Eckener führte das Steuer. Um 1.55 Uhr passierte das Luftschiff München und überflog etwa eine Stunde später bei Braunau am Inn die österreichische Gren- ze. Gegen vier Uhr morgens konnten es die Frühauf- Abb.  10  Fotoreportage  über  den  Wiener  Naschmarkt.  Die Bühne,  Erstes  Dezemberheft  1930,  S.  18/19.  Fotos:  Annie  Schulz.