Seite - 264 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

264 Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls Wien auf. Der kurze Werbestreifen trägt den be- zeichnenden Titel „Miß Austria macht ihr Glück!“, er entsteht im Auftrag der Wiener Lottoverkaufsstel- le „Glückstelle Stein“ (Abb.    3). Goldarbeiter spielt in dem Film die Hauptrolle. Die Schönheitskönigin weist, so will es die Regie, der einfachen Bevölkerung den Weg zur Klassenlotterie. Dort erwartet sie – quasi über Nacht – Glück und Geld. Als die frischgebacke- ne Miss Universe aus Amerika zurückkehrt, hat sie selbst dieses Glücksversprechen eingelöst. Die Begeis- terung über ihren amerikanischen Erfolg ist enorm. Die Zeitungen berichten ausführlich über die schöne Wienerin, ihre Porträts erscheinen in Magazinen und Illustrierten. Und auch auf der Straße ist sie wochen- lang das Gesprächsthema. In der Zeitschrift Mein Film heißt es: „Vor dem Schaufenster der ‚Glückstelle Stein‘, Wien I., Wipplingerstraße 21, an der ‚Hohen Brücke‘, wo Bilder aus dem Film zu sehen sind, sind fast den ganzen Tag Neugierige angestellt, um die Bil- der der Schönheitskönigin zu bewundern.“2 Wenige Monate nach dem österreichischen Tri- umph in Galveston kommt es im Oktober 1929 in New York zum Börsenkrach. Der amerikanische Traum hat Risse bekommen. Die Schockwellen machen sich bald auch in Österreich bemerkbar. Abb.  2  Die  Wienerin  Lisl  Gold- arbeiter  ist  die  erste  Auslände- rin,  die  die  Auszeichnung  „Miss  Universe“  gewinnt.  Das interes- sante Blatt,  20.  Juni  1929,  S.  3.  Foto:  Residenz-Atelier. Abb.  3  Lisl  Goldarbeiter  im  Film  „Miß  Austria  macht  ihr  Glück!“.  Der  Werbestreifen  entsteht  im  Auftrag  der  Wiener  Lottoverkaufsstelle  „Glückstelle  Stein“.  Mein Film,  Nr.  183,  1929,  S.  13.