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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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288 Experiment und Bewegung · Tanzschritte in eine neue Zeit Da der Tanz eine flüchtige Kunst ist, spielt die Fotografie eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Aufführungen, Szenen und Posen für ein breiteres Publikum zu dokumentieren. Die Schwestern Wie- senthal arbeiten schon sehr früh mit bekannten Fotografen zusammen, um ihre tänzerischen Inter- pretationen „haltbar“ zu machen. Und zugleich sind die Aufnahmen willkommene Werbemittel für ihre Aufführungen. Im Jahr 1908 entsteht eine Fotoserie von Rudolf Jobst, der Grete Wiesenthal bei einer aus- drucksstarken Tanzeinlage im Freien zeigt (Abb.    4). Die älteste der Schwestern tritt in einfach geschnitte- ner Reformkleidung auf. Ihre Bewegungen sind neu und ungewohnt. In gewaltigen Schritten durchmisst sie den Raum, die Arme sind weit ausgestreckt, den Kopf hat sie zurückgeworfen, das lange, wallende Haar fällt offen zu Boden. Es ist dies ein neuer Stil im Tanz, eine selbstbewusste künstlerische Geste, fest- gehalten in einer faszinierenden Aufnahme. Auch die Musikauswahl erfolgt durchaus selbstbewusst. Die Ausdruckstänzerinnen interpretieren immer wieder bekannte und populäre Stücke, etwa von Schumann oder Offenbach, Strauss oder Lanner, und integrie- ren die Rhythmen tänzerisch in ein neues Kunstwerk. Bei ihrem Auftritt im Freien interpretiert Grete Wie- senthal beispielsweise das populärste Stück der Wie- ner Musiktradition, den „Donauwalzer“ von Johann Strauss. Den Schwestern Wiesenthal schlägt nach ihren ersten Darbietungen entrüstete Kritik und ebenso sehr begeisterter Beifall entgegen. „Der Tanz der Schwestern“, heißt es 1911 im Interessanten Blatt, „hat überzeugenden Ausdruck. Sie tanzen Gefühle. So hat es Elsa Wiesenthal kürzlich erklärt. Wehmut und Lust, Hingebung und Sichversagen – alle mensch- lichen Empfindungen, welche Kunst darzustellen vermag, läßt sie uns in lebendiger Plastik sehen.“4 Die Befürworter sehen in den neuen, modernen For- men des Tanzes einen willkommenen Affront gegen die steifen gesellschaftlichen Umgangsformen. Die Schwestern Wiesenthal propagieren, ganz im Ein- klang mit der jungen Lebensreformbewegung und der Secession, die Befreiung des Körpers. In ihren Bemühungen um eine Erneuerung der tänzerischen Bewegung als künstlerische Sprache greifen sie auf internationale Anregungen und Vorbilder zurück. Nach der Jahrhundertwende ist eine ganze Reihe von Pionierinnen des neuen Tanzes in Wien zu Gast, Abb.  4  Grete  Wiesenthal  inter-  pretiert  in  einer  expressiven  Tanzeinlage  den  „Donauwalzer“  von  Johann  Strauss.  Erdgeist,  Heft  IX,  6.  März  1909,  S.  330.  Foto:  Rudolf  Jobst.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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