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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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367Heimatbilder: Großglockner und Salzburger Festspiele ner Landschaft und Franz Wallack, der „Erbauer und geniale Schöpfer der Großglocknerstraße“, einander gegenübergestellt sind. Die Aufnahmen stammen von Lothar Rübelt. „Es ist“, heißt es gleich zu Beginn des Berichts, „ein kleines Land im Herzen Europas, unser Österreich. Es hat im Laufe der Jahre viel Sorge und Mühe und Unglück ertragen müssen, noch immer verdecken düstere Wolken die schöne, reine Bläue eines Lebenshimmels. Aber es stimmt nicht, was dem Österreicher so oft vorgeworfen wird, daß er so gerne die Hände sinken lasse.“7 In pathetischen Wor- ten werden die ideologischen Hintergründe des Groß- bauwerks umrissen. Die Straße dient in Zeiten der Wirtschaftskrise und der nationalen Abschottung als Aushängeschild eines patriotischen Österreich-Pro- jekts. Weiter heißt es: „Das kleine Österreich hat zum Trotz gegen alle Nörgler und alle, die den Österrei- cher schwach nennen, eine Tat hingesetzt, eine öster- reichische Tat. Reiche Länder können leicht Straßen bauen, von denen die Welt begeistert ist. Österreich, arm und klein, ein Land, in dem man den Groschen dreimal umdreht, ehe man ihn ausgibt, hat eine Tat vollbracht, großzügig, genial, weitblickend … Die Großglockner-Hochalpenstraße. Die Geschichte die- ser Straße ist ein Spiegel österreichischen Kampfes gegen Wirtschaftsnot und Verzagtheit.“8 Program- matisch ausformuliert ist hier die merkwürdige Mi- schung aus kollektivem Minderwertigkeitsgefühl und Narzissmus, aus Ohnmacht und Selbstüberschätzung, die das Land in der Zwischenkriegszeit prägt. Ebenso wie das Hochgebirge wird in den 1930er Jahren auch die Stadt Salzburg als ländlich-heiler Fluchtpunkt inszeniert. Sie avanciert, zumindest einmal in Jahr, während der Salzburger Festspiele, zur heimlichen Hauptstadt des Landes.9 Salzburg gilt während dieser Zeit als urösterreichiches Ge- samtkunstwerk. Aus patriotisch-konservativer Sicht vereint die Stadt all das, was im Austrofaschismus das Ideal einer österreichischen Stadt ausmacht: Sie ist klein und überschaubar, eng verbunden mit der ländlichen Umgebung, touristisch und nicht industri- ell ausgerichtet, ein Zentrum der bürgerlichen Hoch- kultur, tief geprägt von der Tradition der Gegenrefor- mation und vom politischen Katholizismus (Abb.    4), sie ist fest in christlichsozialer Hand und – nicht zuletzt – der Anteil der jüdischen Bevölkerung hält sich hier in engen Grenzen. Salzburg ist jene Stadt, in der die konservative Ideologie des „Ständestaates“ in Reinform vorgeführt werden kann. Viele Protagonisten des kulturellen Lebens, die in Salzburg auftreten, nehmen bereitwillig am pat- riotischen Festspielprogramm teil, das in den 1930er Jahren von Jahr zu Jahr staatstragender wird. Die hei- matliche Tracht etwa wird auf der gesellschaftlichen Bühne rund um die Festspiele zum Zeichen der Da- zugehörigkeit (Abb.  5). Zugleich ist sie ein Signet für Abb.  4  Die  Salzburger  Fran- ziskanerkirche,  fotografiert  von  Maximilian  Karnitschnigg.  Er  ist  einer  der  bekanntesten  konservativen  Vertreter  der  österreichischen  Fotografie  der  Zwischenkriegzeit.  Die Bühne,  Erstes  Augustheft  1931,  S.  10. 
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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