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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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376 Landschaft, Berge, Brauchtum · Heimatfotografie in den 1930er Jahren am Himmel glänzen, steht der Heinzenbauer müde auf zur Arbeit, zur billigen Arbeit am Herrschaftshof. (...) Abends gehen sie heim in ihre kleinen Stuben, schwer schleift ihr müder Schritt über die staubige Erde. Kurz ist die Nachtruh’, dann geht schon wieder die Sonne auf zu neuem Arbeitstag.“27 Die burgenländischen Bauern erscheinen in die- ser Reportage geradezu als Gegenbilder zum stolzen, freien Tiroler Bauer, wie er in der traditionellen Hei- matfotografie beschworen wird. Sie sind arm und aus- gebeutet, vom Großgrundbesitzer zur Gänze abhängig, eine Art ländliches Proletariat. Diese Gestalten eignen sich nicht für die heroischen Erzählungen der traditio- nellen Heimatfotografie. Und so verwundert es nicht, dass Bilder wie diese im Spektrum der heimatlichen Ansichten der 1930er Jahre die Ausnahme bleiben. Die  Wege  trennen  sich Im Unterschied zu vielen anderen Bereichen der Fotografie ist das Jahr 1938 in der Heimatfotografie kein entscheidender Einschnitt. Ein Großteil der kon- servativen Heimatfotografen, unter ihnen Atzwanger, Angerer, Defner oder Kruckenhauser, arrangiert sich problemlos mit dem Nationalsozialismus. Sie arbeiten erfolgreich an ihren Fotobüchern und Publikationen weiter, die nun ein großes, gesamtdeutsches Publi- kum erreichen. Auch einige jener Fotografen, die nur gelegentlich einen Ausflug ins Heimatfach machen, wie von Perckhammer, Rübelt oder Lechenperg, set- zen ihre Arbeit nach 1938 bruchlos fort, immerhin haben sie alle in den 1930er Jahren bereits im natio- nalsozialistischen Deutschland gearbeitet . Andere verlassen 1938 das Land. Hans Walter Hannau etwa, ein prominenter Vertreter des „Stän- destaates“, Fotoamateur, Fotopublizist und Schrift- leiter der konservativen Zeitschrift Der Lichtbildner, geht 1939 über Holland nach New York.28 Jüdische Fotografen wie Trude Fleischmann oder Hans Popper flüchten 1938 ebenfalls nach New York, Hans Caspa- rius geht im selben Jahr nach London. 1938 ist die Heimatfotografie nicht am Ende, son- dern tritt, abgestimmt auf die Bedürfnisse der natio- nalsozialistischen Ideologie, in eine neue Phase ein. Maximilian Karnitschnigg etwa, in den 1930er Jahren ein wichtiger Protagonist der konservativen Kunst- fotografie und Unterstützer der Heimatfotografie, passt sich nach der politischen Wende 1938 rasch an. In den 1930er Jahren schreibt er für die deutsch- national-konservative Zeitschrift Bergland regelmäßig in der Rubrik „Lichtbildkunst in Österreich“. 1938 wechselt die Zeitschrift mit fliegenden Fahnen ins Lager der Nationalsozialisten. Das erste Heft nach dem Umbruch zeigt ein Aquarell von Adolf Hitler auf der Titelseite. Den Leitartikel im selben Heft stellt der Chefredakteur Kurt Wagner unter das Motto: „Führer befiel, wir folgen!“29 Zwei Monate später, im Juni 1938, veröffentlicht Karnitschnigg im Bergland „Aufnahmen von Volkstypen“.30 Abb.  14  Tiroler  Fasnacht- masken.  Moderne Welt,  Heft  5,  Februar  1934,  S.  13.  Foto:  Lothar  Rübelt.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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