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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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390 Fotografisches Feuilleton · „Der Sonntag“: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie sich eine Doppelseite mit insgesamt 14 Aufnahmen einem scheinbar ganz einfachen Thema: „Ein Mann steht am Fenster ...“ (Abb.  9). Der Mann selbst ist nicht zu sehen, wohl aber das, was er (angeblich) auf der Straße unter ihm sieht: einen Brotträger und einen Dachdecker, Straßenkehrer und Passanten, Kinder und einen Geigenspieler, einen Angestellten, der ins Büro eilt, und Frauen, die in ein Gespräch vertieft sind, Arbeiter, Reisende. Das Leben auf der Straße erscheint in dieser Anordnung in zahllose kleine Au- genblicke zerteilt, die wir erst lesend und schauend zu einem Ganzen zusammensetzen müssen. Rudolf Spiegel, der Fotograf, hat alle Szenen aus der Vogel- perspektive aufgenommen und sie dadurch in ein un- gewohntes, verfremdendes Licht gerückt. Verstärkt wird dieser Kunstgriff, der dem Neuen Sehen entlehnt ist, durch die langen bizarren Schatten, die den Fi- guren zusätzlich etwas Unwirkliches verleihen. Diese Bildgeschichte bricht mit den Regeln der klassischen Reportage, die, meist unterstützt durch die Gestal- tung, eine kompakte, zusammenhängende Erzählung liefert. Hier hingegen werden formal ganz ähnlich ge- staltete Wahrnehmungselemente grafisch in ein stren- ges Nebeneinander gebracht. Der Bildtext bindet die Einzelbilder aneinander und durchzieht das Tableau formaler Nachbarschaft mit einem inhaltlichen Faden. Poetik  des  Alltags Hans Oplatka gelingt es innerhalb kürzester Zeit, die besten und innovativsten Fotografen um sich zu versammeln. Da die Bilderzeitung, wie sie ihm vor- schwebt, ihren Schwerpunkt nicht in der aktuellen politischen Berichterstattung hat, sondern einen stär- ker feuilletonistischen Zugang zur Welt verfolgt, kann Oplatka mit den Arbeiten klassischer Pressefotogra- fen, die aktuelle politische und gesellschaftliche Er- eignisse in konventionellen Einzelbildern dokumen- tieren, wenig anfangen. Stattdessen wendet er sich an Lichtbildner, die imstande sind, in Geschichten zu denken, die einen Blick für ungewöhnliche Themen und Perspektiven haben und die ein sicheres Gespür für die Dramatik des Alltags mitbringen. Einer dieser Fotografen, die Oplatka für den Sonntag gewinnt, ist Rudolf Spiegel. Er ist 1896 in Wien geboren, nach der Realschule dient er als Soldat im Ersten Weltkrieg. Ende 1920 kehrt er aus der russischen Kriegsgefan- genschaft aus Wladiwostok heim. In der Zwischen- kriegszeit arbeitet er zeitweise als Bankbeamter, zwischendurch ist er arbeitslos. Ende der 1920er Jahre beginnt Spiegel zu fotografieren – zunächst als Amateur. Als er 1937 eine Ausbildung an der Gra- phischen Lehr- und Versuchsanstalt beginnt, ist er bereits über 40 und als Fotograf bekannt.29 Seine ers- ten gedruckten Aufnahmen erscheinen 1929 im sozi- Abb.  7,  8  „Ein  Garten  im  Lan- de  der  Armen“.  Fotoreportage  über  einen  Kindergarten  im  Wiener  Arbeiterbezirk  Sim- mering.  Der Sonntag,  28.  Feb- ruar  1937,  Titelseite,  S.  4  und  5.  Fotos:  Robert  Haas. 
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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