Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Medien
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Seite - 436 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 436 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

Bild der Seite - 436 -

Bild der Seite - 436 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

Text der Seite - 436 -

436 Den Krieg vor Augen · Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik Die Einsätze in den Propagandakompanien sind begehrt, die PK-Arbeit ist hoch angesehen, mit Pri- vilegien versehen und die Überlebenschancen sind deutlich größer als bei den einfachen Mannschaften an der Front. Etliche österreichische Fotografen sind während des Zweiten Weltkriegs Mitglied der Propa- gandakompanien. Zu ihnen gehören Albert Hilscher, Adolf Mayer, Max Mayerhofer, Franz Roth, Stefan Kruckenhauser, Lothar Rübelt, Heinrich Schuhmann jun., Anton Doliwa, Wilhelm Sturm, Gustav Hajek, Marian Schwabik und Walter Henisch. Die meisten dieser Fotografen sind treue Anhänger des Regimes und voller Begeisterung bei der Sache. Der bekann- teste österreichische Fotograf in den Reihen der Pro- pagandakompanien ist Walter Henisch, geb. 1913. In seinen Erinnerungen rühmt er sich später seinem Sohn, dem Schriftsteller Peter Henisch, gegenüber, 1943 der beste Kriegsberichterstatter der Deutschen Wehrmacht gewesen zu sein.45 Seine eigentliche Karriere als Kriegsfotograf beginnt im Russland- feldzug im Juni 1941. Bereits wenige Wochen nach dem Überfall auf die Sowjetunion schafft Henisch es mit einem eindrucksvollen Soldatenporträt auf die Titelseite der renommierten Berliner Illustrirten Zeitung.46 Aber Henisch ist, entgegen seiner Selbst- einschätzung, keineswegs der bekannteste deutsche Kriegsfotograf, sondern muss sich die öffentliche Präsenz mit zahlreichen anderen PK-Fotografen tei- len, die teilweise viel häufiger in der Presse vertreten sind. Im Frühjahr 1943 veröffentlicht er dramatische Kampfszenen aus Russland, im Frühjahr 1944 Fotos vom Partisanenkrieg auf dem Balkan. Im August/September-Heft 1944 druckt die Pause eine der zahlreichen Kampfaufnahmen Henischs, die im Jahr zuvor in der Sowjetunion entstanden sind (Abb.  16).47 Sie zeigt erschöpfte Gesichter. Einem der Soldaten rinnt Blut über das Gesicht. Der Bildtext freilich bleibt kämpferisch: „Gesichter des Kampfes: Deutsche Soldaten nach einem abgeschlagenen An- griff der Sowjets“. Das Papier, das zeigt ein genauerer Blick auf die Seite, ist grob und rau. Längst ist das glatte Kunstdruckpapier, früher ein Kennzeichen der Zeitschrift, durch billiges Papier ersetzt worden. He- nisch selbst ist zum Zeitpunkt, als die Aufnahme er- scheint, schon längst nicht mehr in der Sowjetunion. Seit August 1943 fotografiert er auf dem Balkan, im Mai 1944 wird er bei einem Partisanenangriff verletzt und ist monatelang außer Gefecht. Aber davon erfah- ren die Leser der Pause nichts. Dass die Kriegseu- phorie und der Optimismus, den Seiten wie diese zu verbreiten suchen, bröckeln, erkennen sie aber allein schon daran, dass die Zeitschrift im September 1944 eingestellt wird. Das Kriegsbild von Walter Henisch erscheint in der letzten Nummer. Abb.  16  „Gesichter  des  Kampfes“.  Deutsche  Soldaten  an  der  Ostfront,  Orel,  Russland,  Juli  1943.  Die Pause,  Heft  8/9  1944,  S.  18.  Foto:  Walter  Henisch.
zurück zum  Buch Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945"
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Untertitel
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Autor
Anton Holzer
Verlag
Primus Verlag
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Abmessungen
23.0 x 29.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Kategorie
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.